Na, hat gestern abend jemand Pro7 gesehen? So gegen 22:15 Uhr? Da lief nämlich Deathwatch, ein recht ansehnlicher Horrorfilm aus Großbritannien, den ich mir schon seit längerem mal näher ansehen wollte. Hier also mein Kommentar zum Film:
... aber erstmal
der Trailer ...
Story:1917, irgendwo auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs: der kleine, versprengte Rest von Überlebenden einer britischen Einheit irrt planlos durch den dichten Nebel, als die Soldaten plötzlich auf einen deutschen Schützengraben stoßen. Die wenigen Deutschen Besetzer werden schnell entdeckt und erschossen oder gefangengenommen. Ohne Kontakt zum Hauptquartier entschließen sich die Briten, diese vordere deutsche Stellung zu sichern und zu halten, bis Verstärkung eintrifft. Von deutschen Angreifern scheint keine Spur zu sein, doch nachdem die ersten ihrer Kameraden einer nach dem anderen auf mysteriöse Art und Weise umkommen, ahnen die Überlebenden langsam, dass sie doch nicht so ganz allein in diesem Graben sind...
Ungewöhnliches Setting mit guter Atmosphäre:Kriegsfilme gibt es wie Sand am Meer und Horrorfilme eigentlich auch - ein Horrorfilm mit einem typischen Kriegsfilmszenario ist allerdings relativ selten zu finden. Die Kombination geht auf: der Horror spielt sich gleich auf mehreren Ebenen ab - einerseits die beklemmende Enge des modrigen Grabens mit den überall verstreuten, grausam zugerichteten und verwesenden Leichen und herumkriechenden Ratten, andererseits der Psycho-Stress, dem die kleine Gruppe von Überlebenden inmitten des Wahnsinns des 1. Weltkriegs ausgesetzt ist und zu guter Letzt noch das große Unbekannte - das Geheimnis, dass dieses Grabensystem birgt und langsam aber sicher auch den letzten Mann zu töten versucht.
Das funktioniert vor allem so gut, weil Set, Kostüme und Requisiten so hervorragend gelungen sind. Allein die ganze morbide Atmosphäre des Schützengrabens versetzt den Zuschauer direkt in die Schreckenswelt des damaligen Stellungskrieges. Die sparsame Beleuchtung der vielen Nachtszenen, die dicken Nebelschwaden und die ganzen Leichen und hungrigen Ratten tun ihr Übriges dazu, dem Zuschauer eine leichte Gänsehaut zu bescheren, zumal auch die Kamera-Arbeit die trostlose Szenerie gut einzufangen weiß.
Auch die Schauspieler-Riege kann überzeugen, mit einigen wenigen halbwegs bekannten Namen wie Jamie Bell, Hugo Speer oder Andy Serkis ("Gollum" aus Herr der Ringe). Der Rest der Cast ist hierzulande eher unbekannt, macht seine Sache aber tadellos. Einzig die Synchronstimme von Pvt. Shakespeare - dem Hauptprotagonisten - mag nicht zu gefallen und fällt regelmäßig störend auf, aber das ist ja wohl kaum die Schuld des Schauspielers.
Schwächen beim Schnitt:Der Film ist zwar gut in Szene gesetzt worden, aber hat seine handwerklichen Schwächen. Der Schnitt ist teilweise etwas konfus, wechselt manchmal zu oft zwischen den verschiedenene Handlungsorten und Charakteren und verwirrt so den Zuschauer oder verhindert das Aufkommen noch größerer Spannung.
Auch die Charaktere hätten etwas mehr Aufmerksamkeit verdient, da man erst nach der 1. Hälfte des Films langsam einen Eindruck von ein paar der Protagonisten bekommen hat... vorher fiel es mir sogar schwer, die Leute auseinanderzuhalten, da irgendwie alle etwas gleich aussehen in ihren schlammverkrusteten Uniformen herumspazierend in spärlich ausgeleuchteten Nachtszenen eines düsteren Schützengrabens.
Wie so oft, hätte auch das Ende etwas mehr vom erhofften "Aha"-Effekt gebrauchen können, zumal der Ausgang des Films leider schon zu früh vorherzusehen ist.
Fazit:Deathwatch ist kein Must-Have-Film der heimischen DVD-Kollektion... trotzdem bietet er genug für einen unterhaltsam grusligen Filmabend. Horrorfans werden außerdem das für das Genre noch relativ unverbrauchte Setting mögen, während Kriegsfilm-Fans die Tatsache schätzen werden, mal wieder einen der eher wenigen WW1-Filme entdeckt zu haben. Sehr angenehm ist auch, dass der Horror von Deathwatch eher subtilerer Art ist und im Kopf geschieht und man eigentlich nie "das Monster" zu Gesicht bekommt...
TV-Tipp: WiederholungWer einen Video- oder DVD-Recorder sein Eigen nennt oder eine andere Möglichkeit der Aufnahme besitzt (oder lange wach bleiben will), der kann außerdem heute nacht um 02:00 auf Pro7 die Wiederholung aufnehmen (oder anschauen). Die ist vielleicht auch ungeschnitten, da gestern definitiv einige der sowieso eher wenigen blutigen Sequenzen etwas gekürzt waren (und damit ihrer Höhepunkte beraubt).
PS: Was ich übrigens auch etwas merkwürdig fand, war die Tatsache, dass der deutsche Gefangene offenbar nur Französisch reden kann... wird im Film leider nicht erklärt, warum und sein Name "Friedrich" klingt nicht sehr französisch für mich!? Naja, vielleicht dachte er nur, dass die Briten wahrscheinlich eher französisch als deutsch verstehen würden und hat es daher nicht mit seiner Muttersprache probiert...
