Wahnsinn! Heut abend liefen auf Premiere die ersten beiden Teile der Neuverfilmung von "Kampfstern Galactica" und die hab ich mir natürlich angeschaut. Ernsthaft - ich bin sprachlos (naja, nicht ganz, wie dieser Post hier beweist
). Hätte nie erwartet, dass man aus dieser ziemlich trashigen und idiotischen Sci-Fi-Serie aus den 70ern/80ern ein derart geniales Remake machen kann. Wirklich erstklassig.
Zur Story:Die auf 12 verschiedene Kolonien verteilte Menschheit entwickelt in Zeiten des rasanten technologischen Fortschritts die Zylonen - Roboter, die zunächst den Menschen dienen sollten. Bald jedoch wenden sich die Zylonen gegen ihre Erbauer und ein Krieg entfacht. Nach harten Kämpfen verschwinden die Zylonen auf der Suche nach einer eigenen Heimat in die Weiten des Alls und es herrscht Waffenstillstand. 40 Jahre später jedoch tauchen sie plötzlich und unerwartet wieder auf - und greifen mit aller Macht an. Das Verteidigungsnetz der Menschen bricht binnen Sekunden zusammen, nukleare Sprengköpfe regnen auf die Planeten nieder und die einst mächtige Kriegsflotte der Menschen wird systematisch von den technologisch und zahlenmäßig überlegenen Flottenverbänden der Zylonen ausradiert.
Lediglich der antiquierte Kampfstern Galactica, der kurz vor seiner Umfunktionierung zum Museumsschiff steht, kann der Vernichtung entgehen. Nach einem Katz-und-Maus-Spiel mit den Zylonen gelingt der Galactica und einer zivilen Begleitflotte aus knapp 60 Schiffen der Sprung in den leeren Raum... und damit eine Odyssee ins Ungewisse, um das Aussterben der menschlichen Art zu verhinden.
Der Zweiteiler, der in den USA als vierteilige Mini-Serie lief, endet mit der Flucht der Flotte vor den Zylonen. Weitere Folgen wurden bereits produziert und in den USA gezeigt. In Deutschland ist bislang noch nichts davon zu sehen.
Mein Kommentar:Ich bin kein Fan der alten Serie. Zwar fand ich die Grundidee schon immer klasse (Beinahe-Vernichtung der Menschheit...), aber die Umsetzung war sehr sehr schwach. Extrem seichte Charaktere, simpelste unlogische Stories, Kitsch und Idiotie, wohin man auch sah. Ganz anders beim neuen Galactica:
Die Charaktere sind vielschichtig und haben zahlreiche Ecken und Kanten. Die Story ist weitgehend vom Kitsch befreit und präsentiert sich extrem düster und depressiv (der Handlung eben angemessen). Die Raumkämpfe sind atemberaubend inszeniert, folgen den gängigen Gesetzen der Phyisk und statt billiger Lasershow gibt es Projektilwaffen, Lenkraketen und Nuklearsprengköpfe. Auch die Schauspieler liefern hier durchweg herausragende Darbietungen ab, allen voran der neue Commander Adama und die Jägerpilotin "Starbuck" (ja, Starbuck ist jetzt eine Frau).
Zwischen den ganzen Schlüsselfiguren gibt es reichlich Zündstoff für eine großartige Serie. Konflikte zwischen Vater und Sohn, Untergebenen und Vorgesetzten und Kämpfe mit den eigenen, innersten Dämonen existieren in Hülle und Fülle und schreien geradezu nach "Fortsetzung!".
Zu den
Special Effects möchte ich an dieser Stelle auch noch mal was sagen. Ja, man merkt Galactica an, dass es eben kein 300-Millionen Dollar Budget hatte. Allerdings gereicht das dem Film nicht im Mindesten zum Nachteil. Statt kunterbuntem Kaleidoskop-ähnlicher Lightshow á la Babylon 5 oder dem Effekt- und Explosionen-Overkill eines Star Wars sieht Galactica vor allem
glaubwürdig aus. Realismus und Authentizität waren hier deutlich das Hauptziel der Effektemacher. Auch die Kameraeinstellungen spiegeln das häufig wieder, da vor allem die Effektszenen oft im Dokumentarstil gehalten sind. Da zoomt die Kamera rein, wird unscharf, verliert den Fokus, visiert neu an u.ä. ... auch Blicke aus dem Cockpit aus Sicht des Piloten sind oftmals zu sehen. Das alles kaschiert einerseits das begrenzte Budget und erzeugt auf der anderen Seite eine unheimliche Atmosphäre - statt nur dabei zu sein, fühlt man sich tatsächlich wie mittendrin.
Insgesamt sind die Effektszenen aber große Klasse. Die Atompilze auf Capricus oder die gewaltige Endschlacht am Ende des zweiten Teils sind echte Augenöffner und zeigen, wie man auch ohne übertriebene Effekthascherei das Publikum beeindrucken kann. Keine Szene wirkt dabei lächerlich oder künstlich. Einzige Ausnahme evtl: die Zylonen selber - sie sehen zwar deutlich besser als noch in der alten Serie aus, aber ein Schmunzeln konnte ich mir dann doch nicht ganz verkneifen. Glücklicherweise sind die blechernen Zylonen aber auch nicht sehr oft zu sehen.
Noch ein weiteres, verblüffendes Merkmal der neuen Mini-Serie ist der Soundtrack. Statt bombastischem Orchestersound in bester Star Wars Manier (wie noch bei der alten Serie) gibt es jetzt eher "experimentelle" Begleitung. D.h. zum Beispiel wildgewordene Trommelspieler während der Schlachtszenen, die allerdings nicht deplatziert, sondern enorm atmosphäresteigernd wirken. Auch sonst gibt es mal irische, mal afrikanische Gesänge oder andere eher ungewöhnliche musikalische Untermalungen zu hören, die aber allesamt perfekt die düstere, deprimierende Stimmung der Filme unterstützen.
Mein Fazit: Angucken. Wer sich auch nur halbwegs als Sci-Fi-Fan betrachtet, sollte sich das nicht entgehen lassen. Für mich persönlich war das jetzt das Sci-Fi-Highlight diesen Jahres ... bzw. der letzten paar Jahre.