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Autor Thema: Spec Ops: The Line  (Gelesen 1823 mal)

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Arparso

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Spec Ops: The Line
« am: 24. November 2012, 13:54:02 »
Einer der Titel, der mich dieses Jahr am meisten (positiv) überrascht hat. Was auf den ersten Blick wie ein weiterer, generischer Macho-Militär-Shooter mit coolen Sprüchen und vielen Explosionen aussieht, entpuppt sich als eine der besten Story-Erfahrungen des Jahres, bei der man den Entwicklern die Liebe zum Detail an jeder Ecke des Spiels anmerkt. Hier findet man kein patriotisches Flaggengeschwenke und die anfangs noch (absichtlich) stereotypen, klischee-beladenen Elitesoldaten entpuppen sich im Verlaufe des Spiels als glaubwürdige, komplexe Charaktere und machen ebenso wie der Spielercharakter eine deutliche Entwicklung durch.

Spec Ops ist nicht das, was man auf den ersten Blick erwarten würde... und dass macht es letztlich so großartig.



Die Handlung ist lose vom Roman "Heart of Dearkness" und dem darauf basierenden Film "Apocalypse Now" inspiriert, bringt aber auch viele eigene Ideen ins Spiel und kopiert die Handlung nicht einfach nur. Das Szenario ist auf jeden Fall originell genug:

Dubai wird von einer nicht abreißen wollenden Serie von heftigen Sandstürmen verwüstet. Während die Elite der Stadt sich noch in Sicherheit bringen kann, bleiben viele der ärmeren Einwohner hilflos zurück. Das gerade aus Afghanistan kommende 33. Infanterie-Batallion, das "damned 33rd", begibt sich unter Leitung eines Colonel Konrad ins Krisengebiet, um bei der Evakuierung zu helfen. Als die Lage sich immer mehr zuspitzt, verweigert Konrad seine Rückzugsbefehle und bleibt in der immer mehr von der Außenwelt abgeschnittenen Stadt. Letzte Informationen, bevor der Kontakt komplett abreißt, deuten darauf hin, dass Konrad einen Konvoi zusammenstellt, um mit den Zivilisten einen letzten Evakuierungsversuch zu unternehmen... doch der Konvoi erreicht nie sein Ziel.

Dubai bleibt von tosenden Sandstürmen eingeschlossen und wird zum Niemandsland erklärt. Als Wochen später ein verstümmelter Funkspruch von Konrad aufgefangen wird, schickt die US-Regierung einen geheimen Delta Force Aufklärungstrupp in die Region... Ziel der Mission: Feststellen, ob es noch Überlebende in Dubai gibt.





Hier schlüpft nun der Spieler in die Rolle von Capt. Walker, dem Anführer des Drei-Mann-Trupps. Als man in Dubai ankommt, scheint zunächst alles wie erwartet: die Stadt ist im Sand halb versunken, Autowracks und vereinzelte Leichen säumen den Highway und lediglich ein paar Antilopen zeugen noch von Leben in der Stadt. Das ändert sich jedoch alsbald, als Walker nicht nur einfach auf Überlebende trifft, sondern mitten in einen erbitterten Bürgerkrieg zwischen Aufständischen, dem damned 33rd and anderen Parteien gerät. Was ist hier nur passiert? Was ist bei der Evakuierung schiefgelaufen? Warum bringen sich die Menschen hier gegenseitig um? Und wo zur Hölle ist Konrad!?

... und mehr sei zur Story nicht gesagt, denn zu viel zu verraten, verdirbt einem nur das Spielerlebnis. Nur eines bleibt klar: in Dubai ist nichts, wie es scheint und die Story wird noch einige Haken schlagen und den Spieler mit unangenehmen Wahrheiten konfrontieren. Dabei beschränkt sich die Story nicht nur auf eine plumpe "Krieg ist Scheiße"-Botschaft, sondern dekonstruiert auch geschickt das gesamte Militär-Shooter-Genre mit seinen dummen Klischees, pathetisch-patriotischem Story-Versatz und seinen trashigen One-Linern von eindimensionalen Charakteren. Spec Ops beschäftigt sich dabei noch ganz nebenbei mit höheren Fragen nach Moral und Verantwortung und wird damit der Buch- und Filmvorlage, die hier als Inspiration dienten, überraschenderweise durchaus gerecht. Selbst ein zweiter Spieldurchlauf lohnt sich, auch wenn man alle Story-Wendungen schon längst kennt... denn die Entwickler haben so viele mehr oder minder subtile Details und Hinweise im Spiel verstreut, die man beim ersten Durchlauf gar nicht alle bemerken und richtig einordnen kann. Selbst das Hauptmenü und die Ladebildschirme werden zum integralen Bestandteil der Erzählung und der Botschaft, die das Spiel gerne vermitteln möchte... vielleicht manchmal sogar etwas ZU sehr mit dem Holzhammer, aber trotzdem immer kreativ und überraschend.





... und weil man auch ein wenig über's Gameplay reden sollte: das ist hier in der Tat nur durchschnittlich. Spec Ops ist spielerisch ein solider, linearer Third-Person-Shooter mit Deckungs-System und minimalster taktischer Komponente. Die Ballerei macht Spaß, bietet aber kaum eigene Ideen und wird zuweilen etwas eintönig. Mit der Brillianz der Story kann das Gameplay also leider nicht mithalten, steht der Erfahrung aber auch nicht im Weg.

Die grafische Umsetzung weiß zu beeindrucken. Es faszinieren surreale Panoramen der ehemaligen Skyline Dubais, wo funkelnde Hochhäuser aus gigantischen Sanddünen herausragen, während im Vordergrund grausame Zeugnisse der Gewalt den Wegesrand säumen. Rein technisch ist das nichts herausragendes, aber das originelle Szenario sorgt immer wieder für spektakuläre Ausblicke, die einen kurz innehalten und sowohl die Schönheit als auch die Erbarmungslosigkeit dieser Katastrophe bewundern lassen.

Der Sounduntermalung kann ebenfalls überzeugen, mit einer wandlungsfähigen Darbietung zumindest seitens der englischen Sprecher und tollen Umgebungs- und Wettergeräusche. Die Schussgeräusche der Waffen sind manchmal etwas schwachbrünstig, wenn man bereits sowas wie Battlefield gewöhnt ist... dafür gefällt dann die rockige Musikuntermalung, die auch mit einigen lizenzierten Songs daherkommt und zuweilen eher an einen Vietnam-Film erinnert. Schrägerweise passt das hier hervorragend zum Niemandsland-Ambiente der verwüsteten Glanz-Metropole.





Zugegeben, anfangs war ich skeptisch und auch die erste Stunde beginnt genau so, wie man es von einem typischen Militär-Shooter erwarten würde. Wenn dir dann das Spiel aber nach und nach den Boden unter den Füßen wegzieht und dich mit immer neuen Wendungen beschäftigt, bis dir das grandiose Finale die Augen öffnet - dann ist klar, was die Entwickler sich hierbei gedacht haben. Und dann kann ich ehrlich nur zu dieser mutigen Idee gratulieren und habe keine Ahnung, wie sie überhaupt grünes Licht vom Publisher kriegen konnten... Spec Ops ist halt anders und stellt Fragen, mit denen sich kein anderes Spiel auseindersetzen will.

Darum dicke Empfehlung meinerseits. :)

... leider nur ist die Kampagne mit etwa 5-6 Stunden nicht sehr lang und der unnötig angeheftete Multiplayer ist kaum bevölkert. Deswegen kann ich den Kauf zum Vollpreis nicht wirklich empfehlen. Wenn Steam oder andere Händler allerdings mal wieder eine Sonderpreis-Aktion fahren, dann sollte das Spiel vielleicht doch mal in die engere Wahl kommen ;)

Wer schnell ist, kann sich sehr preiswert die aktuellen Thanksgiving-Deals sichern:
(alle Versionen setzen Steam voraus, soweit ich weiß)

Spec Ops @ Gamersgate: 6,78€
Spec Ops @ Gamefly: £4.99
Spec Ops @ Steam: 9,99€

... und das ist nun wirklich nicht viel Geld ;)

Arparso

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Re: Spec Ops: The Line
« Antwort #1 am: 04. Dezember 2012, 19:56:16 »
Passiert nicht oft, das Yahtzee mal ein Spiel empfiehlt: ;)