Schon bald finden sich weitere Spieler ein... Rollenspiel läuft dann so ab:
Guthwulf
Das Fauchen des Windes in den engen Gassen zwischen windschiefen Häusern klingt wie der Atem eines zornigen Geistes. Unrat und Blätter werden von ihm aufgewirbelt und tanzen mit der kalten Luft, wie verlorene Schneeflocken. Die Vorahnung des kommenden Winter liegt über der Stadt, wie ein bedrückendes Aroma, unter dem das Atmen schwer fällt und bei dem die Gedanken nur träge vor sich hin fließen.
Mehrere Passanten sind unterwegs. Niemand beachtet den anderen. Die meisten hüllen sich in ihre Umhänge mit verschränkten Armen, als könne der kalte Wind bis direkt in ihre Herzen wehen.
Eine Gestalt humpelt langsam am Straßenrand die Häusereihen entlang. Ungepflegte blonde Haare hängen ihm wirr die Stirn herunter, halb eine große Platzwunde auf seiner Stirn verdeckend, an der das Blut bereits verkrustet und mit der Haut verwachsen zu sein scheint. Eine alte Narbe zieht sich an seiner Gesichtshälfte bis zum Mundwinkel herunter. Die Augen starren ziellos ins Nichts. Die Lippen zu entschlossener Konzentration zusammengekniffen, kämpft er sich auf einen alten Ast gestützt, Stück für Stück vorwärts. Ein gebrochenes Bein, das übel zugerichtet aussieht, ist mit einer aus kleinen Ästen und Kleidungsfetzen bestehenden provisorischen Schiene gerichtet. Das Bein läßt er fast mechanisch hinterher schleifen. Seine heruntergekommene Lederkleidung verrät weder Herkunft noch Stand des Mannes, den eine Aura aus Dreck und Schlamm umgibt. Selbst seine eigentliche Größe ist unter der gebeugten Haltung schwer abzuschätzen. Ihm stehen Schweißperlen auf der Stirn und in den Augen liegt ein fiebriger Glanz...
Die Passanten scheinen ihn kaum wahrzunehmen, wenn doch so meiden sie ihn unbewußt und es ist zu bezweifeln, ob er selber seine Umgebung registriert. Ein kleiner Hund der einem davonwehenden Blatt nachjagt, rennt zwischen die Beine des Unbekannten und bringt ihn beinahe zu Fall. Er torkelt ein paar Schritte, prallt gegen eine Wand, wankt benommen ein paar Schritte weiter und fällt sodann wieder in seinen mechanischen Trott aus quälend langsamen Schritten.
Borgil
Borgil stapft durch die Straßen und der kalte Wind zerrt an Bart und Haarschopf, doch das scheint der Zwerg kaum zu spüren. Seine Nase ist zwar bald ebenso rot wie sein Bart, doch ein beängstigend zufriedener Ausdruck liegt in seinen schwarzen Augen und wenn es seine Art gewesen wäre, hätte er wohl vor Vergnügen gepfiffen. Er kommt soeben vom Platz der Händler, wo er eine hervorragende Nachricht erhalten hat und grinst selbstzufrieden in sich hinein. Eine Karawane wurde aus Torhof hoch im Norden erwartet und würde noch vor Wintereinbruch allerlei Kostbarkeiten aus Normand, Ardun und Laigin in die Stadt bringen, die Nyzemia und den Platz der Händler mit Leben und Waren füllen. Der massige Zwerg biegt eben in eine schmale Gasse ein, die ihn in Richtung Marktplatz und zurück in die Harfe bringen würde, als er fast mit einem zerlumpten Mann zusammenstößt, der unvermittelt in seinen Weg torkelt. Sekundenlang hüllt ihn der Gestank nach Tod, Nässe und kaltem Schweiss ein und er will den vermeintlich volltrunkenen Bettler von sich stossen, doch dann sieht er das geschiente Bein, die schorfige Kopfwunde unter wirren Haaren und spürt die ungesunde Hitze, die von dem Fremden ausgeht.
"Hrch! Bei Sils blutiger Axt, verdammter Dreck!" Flucht er und schiebt dem Fremden einen Arm unter, damit dieser nicht umkippt. "Ihr seid bleich wie ein Fischbauch und glüht wie Feuer." Mit dem Gewicht des Mannes hat der stämmige Zwerg keinerlei Probleme, nur seine Größe macht die Sache unhandlich, also legt Borgil in sich kurzerhand über die breite, eisenharte Schulter. "Sehen wir, daß wir aus dieser Herbstkälte herauskommen, was meint Ihr?" Er rückt den fiebernden Körper zurecht und stapft weiter zur Harfe.
Guthwulf
Eine rauhe Stimme aus dem Nichts... ein kaltes Augenpaar erfüllt von Zorn... ein Wort... wie ein eiskalter Hauch... Sithech... es klingt wie ein Vorwurf... der Ton der Stimme lässt ihn frösteln... die Welt kippt in einen Strudel... Er fühlt wie ihn etwas mitreißt... seine Abwehr ist schwach...
Alles was er dem Zwerg entgegensetzen kann ist ein gedanklicher Aufschrei. Willenlos lässt er sich tragen.
...Sithech... der Strudel... das Blut... Auf und Ab...
Borgil
Borgil eilt mit seiner Last über den von Nachtfeuern erhellten Marktplatz, doch wegen der Kälte und der späten Stunde sind kaum mehr Bürger auf den Straßen und er erreicht die Harfe ohne aufgehalten zu werden. Der Mann ist groß und schwer und schüttelt sich im Wundfieber. Sein Bein ist grotesk angeschwollen und er riecht wie eine Leiche.
Borgil benutzt den Hofeingang und bringt den Verwundeten so über den kurzen Flur in die Harfe und dann über die Gesindetreppe nach oben. Er nimmt das erste freie Zimmer, das er findet und läßt den schweren Körper so sanft es geht auf das Bett nieder. "So," schnauft der Zwerg, "das hätten wir. Nur noch zusammenflicken. Irgendwie..."
Blut und Wundflüssigkeit haben seinen Überwurf durchtränkt, doch das kümmert ihn nicht. "Bist ein zähes Langbein," knurrt er anerkennend, ehe er das Zimmer verläßt. Er poltert die Treppe hinab in den Gastraum, ruft sein Gesinde zusammen und erklärt ihnen rasch, was geschehen ist. Dann entdeckt er zu seiner Überraschung Morgana die Heilfrau in seinem Gasthaus.
Wenn das keine göttliche Fügung ist, bin ich ein Elb!
Er durchquert den Gastraum, bis er vor ihr steht und sie kann schon an seinem Gesichtsausdruck sehen, daß es dringend ist. "Morgana...eure Heilkünste werden gebraucht. Wenn Ihr kommen könntet? Schön, Euch wieder in der Stadt zu haben!"
Morgana
Morgana hört ein Poltern die Treppe hinunterkommen und ihr Blick wendet sich ab, von Lupin und dem Fremden. Borgil stampft auf sie zu und sie erkennt sofort, dass irgendetwas passiert ist.
"Seid gegrüsst Borgil, was ist passiert, wo kann ich helfen?" Fragend blickt sie den Zwerg an und er scheint besorgt zu sein.
Morgana wendet sich kurz dem Fremden und Lupin zu.
"Wenn es euch nichts ausmacht, könnt ihr Lupin ein wenig Gesellschaft leisten, ich kann ihn sicherlich nicht mit zu dem Kranken nehmen. Solltet ihr gehen müssen, sagt einem der Mogbars Bescheid, sie kümmern sich dann um ihn." Dann wendet sich Morgana wieder Borgil zu.
Kaney
"Er stört nicht, seit unbesorgt!" Kaney will die Frau gerade fragen, wie sie zu solch einem Begleiter gekommen ist, als ein Zwerg, soweit Kaney mitbekommen hat der Besitzer der Goldenen Harfe, die Frau anspricht...
Heilkünste? hmm.. eine Heilerin also...
Kaney blickt wieder zu dem Wolf, der wohl Lupin heißt...
Du wirst wohl einiges an Leid gesehen haben, wenn du mit einer Heilerin reist... Und um ehrlich zu sein, ich hätte nicht gedacht, dass man hier Tiere erlaubt... aber so kann man sich irren...
Vorsichtig legt Kaney seine Hand auf den kopf des Tieres, krault den Wolf hinter den Ohren, dort, wo sein eigener Hund es besonders gerne mag, bereit, es sofort sein zu lassen, wenn der Wolf sich dagegen wehrt..
Borgil
Borgil wirft dem Jüngling einen raschen, scharfen Blick aus schwarzen Augen zu. Das ist ein Warg, so wahr ich ein Zwerg bin...wie hat der sich denn hierher verirrt? Er nickt kurz und das, was unter seinem Schnurrbart auftaucht, könnte fast ein Lächeln sein. "Ich entführe Euch Morgana nur kurz." Er nimmt die Heilerin sanft am Arm und führt sie die Treppen hinauf, während er von dem Verwundeten berichtet, der oben in einem der Zimmer liegt.
"Sieht aus, als wäre er unter eine Schar Riesen geraten. Keine Ahnung, wer er ist. Spricht nicht. Fiebert. Sein Bein ist gebrochen und er hat eine Kopfwunde."
Sie erreichen das Zimmer, wo bereits zwei Mägde mit sauberem Leinen, heißem Wasser und weichen Tüchern auf die Heilfrau warten. "Na, Ihr kennt Euch ja noch von früher hier aus. Wenn Ihr etwas braucht, ruft, ich muss mich waschen. "
Morgana
"Ich werde mich noch zurecht finden, Danke, geht euch nur waschen." Ein Lächeln huscht über Morganas Gesicht, als sie dem Zwerg hinterherblickt, der das Zimmer eilends verlässt. Dann wendet sie sich dem Verwundeten zu.Er sieht arg zugerichtet aus. Das Bein ist gebrochen und unsachgerecht geschient, die Wunde am Kopf trägt schon einen Schorf, um die wird sie sich später kümmern.
Sie kramt in einem Beutel und holt Etwas Eichenrinde und Lindenblüten und ein paar nicht zu definierende Kräuter aus dem Beutel. Sie reicht die Kräuter einer der Mägde,"geht in die Küche und lasst aus den Kräutern eine Tee machen, er wird sein Fieber senken." Die Magd verschindet eilends aus dem Zimmer.
Dan nimmt Morgana ihren Dolch und schneidet die Hose am gebrochenen Bein auf, entfernt die provesorische Schiene,reinigt anschliessend das Bein, dann richtet sie den gebrochenen Knochen und schient das Bein erneut.
Das wäre erledigt und nun zu der Kopfwunde.
Vorsichtig weicht sie den Schorf mit warmem Wasser und einigen Kräutern auf, entfernt dann die Haare und den Dreck aus der Wunde und verbindet diese.
Einige Male hat der Fremde gestöhnt und sich bewegt, doch richtig erwacht ist er nicht, sein Fieber ist sehr hoch und Morgana hofft, dass sich die Wunde nicht schon entzündet hat.
Die Magd kehrt mit dem Tee zurück und vorsichtig träufelt Morgana einige Tropfen davon auf die Lippen des Fremden.
Die Tropfen Tee flissen durch die leicht geöffneten Lippen und der Fremde schluckt die Flüssigkeit.
Mehr kann ich im Moment leider nicht für dich tun.
Sie wendet sich an eine der Mägde,"Gebt ihm immer wieder etwas von dem Tee. Er wird jetzt wohl einige Zeit schlafen, ich werde morgen wieder nach ihm sehen."
Morgana träufelt nochmals etwas mehr von dem Tee auf die Lippen und der Fremde schluckt sie willig. Sie nickt der Magd nochmals zu, mit dem sicheren Gefühl den Fremden gut aufgehoben zu wissen.
"Ruft mich wenn sich sein Zustand ändert, ich brauche jetzt auch etwas Schlaf, ich denke Borgil wird noch ein Zimmer für mich haben, so das ich gleich zu erreichen bin."
Dan verlässt Morgana das Zimmer und geht wieder hinunter zu Lupin und dem anderen Fremden, dessen Namen sie auch noch nicht kennt.
Guthwulf
Von alledem spürt sein erschöpfter Körper nichts.
Zusammenhangslose Bilder blitzen in seinem Geist auf... wirre, unverständliche Fragmente... Hütten, an einen Berghang geschmiegt... Eisige Luft... Schwerter, Blut... Das Klirren von Metall... Das Lächeln einer Frau... Blüten, schimmernd in leuchtendem Purpur... der Zorn... auf ihn... Sithech...
Wie ein hohles Echo verklingt der Klang des Wortes langsam und dank der fachkundigen Behandlung der Heilerin fällt Guthwulf in einen tiefen, traumlosen Schlaf...