In diesen Tagen ist ein Spiel namens "Dreamfall" herausgekommen, das in Deutschland als Nachfolger des Adventures "The Longest Journey" vermarktet wird. "Dreamfall" selbst geht andere Wege als der Vorgänger und ist vielleicht in der Spielausrichtung ein wenig mit "Fahrenheit" zu vergleichen.
In diesem Post soll es aber erst einmal um "The Longest Journey" selbst gehen - wie immer mit einigen selbstgemachten Screenshots kombiniert. Das Spiel wurde im Vorfeld der "Dreamfall"-Veröffentlichung in einer Special Edition wieder herausgebracht und ist damit derzeit für vergleichsweise wenig Geld und Windows XP kompatibel im Handel zu kaufen. Jeder, der nur ein wenig auf Adventures steht, sollte diese Gelegenheit nicht verpassen.
Bei "The Longest Journey" sprechen viele Adventurefans vom letzten großen Adventureklassiker, bevor das Genre in der Folgezeit zum Nischenmarkt verkümmerte. Es wird inzwischen in einem Atemzug mit LucasArts Klassikern wie "Monkey Island" oder "Indiana Jones" genannt, sowie mit bspw. "Baphomets Fluch" verglichen. Ohne Zweifel ist es im Gameplay sehr traditionell und spielt sowohl im Rätseldesign als auch in der Detailverliebtheit, in der die Story erzählt wird, in einer Liga mit diesen Größen.
"The Longest Journey" gehört zu den ernsthaften Adventures (Also insb. kein überdrehter Comichumor oder Cartoongrafik). Der Spieler übernimmt die Rolle der April Ryan, die als junge Kunststudentin auf der Erde der Zukunft in der Großstadt Newport lebt. Die Stadt vermengt Cyberpunktelemente mit klassischer Science Fiction und einem Hauch von George Orwell. April kommt dabei von der ersten Minute an sehr symphatisch rüber und kommentiert das Geschehen mehr als einmal mit recht trockenem Humor. Überhaupt bietet die Kunststudentin mit Ihren Freunden, der irgendwie gemütlichen Studentenpension und typischen Collegesorgen eine ideale Identifikationsfigur für den Spieler. Schnell wird sie in eine Art Parallelwelt gezogen und erfährt, das es zwei Versionen der Erde gibt. Eine in der die Wissenschaft herscht und eine in der Magie überall präsent ist. Die zweite Version der Erde erinnert dabei vom Design her stark an typische Fantasywelten. Natürlich ist das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Welten inzwischen gestört, die Grenzen werden langsam durchlässig und April ist das Schicksal bestimmt beide Welten zu retten
Die Story funktioniert insgesamt prächtig, bietet viele interessante Handlungsstränge sowie Geheimnisse und zieht einen in das Geschehen förmlich hinein. Sowieso ist das Spiel gerade auch für ein Adventure erstaunlich lang und bietet eine Menge Spielspaß für das Geld. Die Rätsel bewegen sich auf durchweg recht hohem Niveau ohne frustrierend zu sein, gliedern sich ganz gut in die Story ein und können sich auch mit oben zitierten Klassikern messen.
Wie man meinen Screenshots ansieht, ist "The Longest Journey" ein 2D-Adventure mit gemalten Hintergründen (die sehr stimmungsvoll und detailverliebt sind) und mit einer klassischen Point-&-Click Maussteuerung. Die (3D-)Figuren selbst bewegen sich (etwas holprig) durch die Screens. Dank Antialiasing bekommt man bei den Charakteren aber immerhin die Treppeneffekte weg, wodurch sie sich ganz gut in die Hintergründe einfügen. Die Renderzwischensequenzen gehen halbwegs in Ordnung, können aber ihr Alter nicht verbergen. Insgesamt ist es grafisch damit aber auch heute noch nett anzuschauen. Die Musik hält sich weitestgehend im Hintergrund und die Soundeffekte sind relativ spärlich. Dafür ist die deutsche Synchronisation sehr gut gelungen und kann mit vielen bekannten Stimmen aufwarten, die in den gut geschriebenen Dialogen auch genug Emotionen transportieren.
"The Longest Journey" gehört auch für mich zu den ganz großen Adventures und würde vermutlich in einer persönlichen Top 10 der Adventures auftauchen. Die Hauptheldin ist einfach zuckersüss und symphatisch, die Story episch und die Umsetzung strahlt auch heute noch eine großartige Atmosphäre aus.