79.Panzergrenadierregiment

Autor Thema: The Movies  (Gelesen 1588 mal)

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Guthwulf

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The Movies
« am: 11. November 2005, 14:10:37 »
Tja... da ist es nun also. Das neue Spiel vom Visionär Peter Molyneux, der bekannt dafür ist, tolle Ideen zu haben und mittelprächtige Spiele daraus zu machen.

In "The Movies" geht es um nichts geringeres als Hollywood. Endlich mal wieder ein Spiel, bei dem man ein Filmstudio vom Anfang der Kinogeschichte bis in die Neuzeit leitet und Blockbuster produzieren muss :) Das Szenario finde ich als alter Filmfreak natürlich genial. Und dann gibt es da ja noch das Versprechen im Spiel seine eigenen Filme zu produzieren, bearbeiten und exportieren zu können.

The Movies ist eine Mischung aus Tycoon-Spiel, "Die Sims" und einem kreativen Toolset zum Erstellen eigener Filme. Das klingt ja zumindest in der Theorie alles sehr vielversprechend.



Und nun der Haken... "The Movies" ist leider ein typischer Molyneux.  ;(

Es gibt so einiges nerviges an dem Spiel, dass leider die erhoffte Faszination etwas abschwächt und nicht den angekündigten Blockbustercharme entstehen lässt:

1. Grafik
Die Grafik kann man als zweckmäßig bezeichnen. Es gibt durchaus einiges an Details zu entdecken und wirklich schlecht sieht es auch nicht aus. Aber ein Sims 2 hat im Vergleich die überzeugendere Grafik und vor allem den größeren Charme. "The Movies" wirkt stellenweise geradezu altbacken. Besonders die Personen verlieren im direkten Vergleich an Boden. Mit einem "StarMaker" kann man sich bei "The Movies" eigene Stars erstellen und ins Spiel importieren, wünscht sich dabei jedoch recht schnell den Sims 2 Bodyshop inklusive seiner schöneren Gesichter, Frisuren, Kleidungen etc. her.

2. Bedienung
Optisch erinnert das Interface verdächtig an Sims 2. Da hat sich jemand ganz schamlos bedient. Das Problem dabei ist nur, dass er sich bei der Einfachheit der Sims 2 Steuerung nicht bedient hat, sondern auf ein "Drag & Drop" System setzt und zwar immer und überall... Das ist oft unnötig umständlich und führt zu viel nervigem Herumgescrolle und -geschiebe.  

3. Micromanagement
Einen Film produzieren funktioniert immer auf die gleiche Weise und man muss sich um jeden kleinen SCH*** persönlich kümmern. Als Herr eines Multimillionen-Dollar-Entertainment-Konzerns bringe ich auch nach 50 Jahren noch jede einzelne Filmrolle persönlich ins Archiv, wenn der Film aus den Kinos raus ist. Außerdem wird es relativ schnell öde... Drehbuch erstellen... Casting... Probe... Dreh... Release... Archiv... Spätestens nach dem 50. Film mit Schlafpillenqualität. Hilfreiche Listen oder Übersichten gibts auch nicht da, wo man sie brauchen würde und spätestens wenn 5 Filme gleichzeitig vorbereitet werden wollen und man das richtige Personal dafür finden soll, bekommt man Kopfschmerzen.

4. Nervige Stars
Das mag ja realistisch sein... aber man ist später nur noch damit beschäftigt diese verwöhnten Schauspieler und Regisseure bei Laune zu halten... Die Drogen finden sie auf dem Studiogelände von ganz alleine, aber auf die Idee zu kommen bei hohem Streßlevel, sich mal irgendwo auf ne Parkbank zu setzen und auszuspannen ist nicht drin. Man fischt die genervten, gestressten und beleidigten Sensibelchen also permanent aus irgendwelchen Bars um sie wieder ans Set zu schleifen oder Ihnen eine Ruhepause zu verordnen.

5. Kein Personal in Sicht
Und nun zum seltsamsten Designschnitzer. Ich hab mehr als genug Kohle, mein Studio läuft hervorragend, ich habe große Stars unter Vertrag, produziere gute Filme und entdecke ständig neue Sets, Techniken oder Einrichtungen und mein Studiogelände ist für seine geniale Ausstattung berühmt. Trotzdem möchte kein Schwein mehr bei mir arbeiten. Am Anfang stehen vor den Personalbüros noch einiges an Leuten rum. Später kommt nur noch alle Jubeljahre mal ein Interessent vorbei. Das führt zu paradoxen Situationen, wo der Hausmeister mal eben zum Hauptstar des neuen Films gemacht wird oder mein Riesenstudiogelände an allen Ecken und Enden zusammenfällt, weil nicht genug Handwerker da sind, ich aber auch niemanden mehr Einstellen kann (obwohl ich massig Kohle und Platz hätte). Ich hoffe sehr dringend auf einen Patch in dieser Sache.



Aber genug der Meckerei. "The Movies" hat auch sehr schöne Seiten. Das unverbrauchte Szenario ist ungeheuer reizvoll und es gibt viel zu entdecken. Das Spiel ist an vielen Stellen zudem sehr humorvoll und man kann stundenlang dabei zusehen, wie die Schauspieler sich verhaspeln, dumme Szenen spielen müssen, der Regisseur einen Wutausbruch kriegt oder der Alt-Star mit dem jungen Starlet heimlich im Trailer zu einem Stell-Dich-Ein verschwindet.

Und dann gibt es da ja noch die Filmtools. Die Möglichkeiten reichen vom detaillierten Erstellen des Scriptes (Szenen, Kamera, Beleuchtung, Rollen, Kostüme, Requisiten, Sets und und und) bis zur finalen Postproduction, in der man seinen Film mit Mikro nachsynchronisieren, mit Musik hinterlegen und am Schnitt arbeiten kann. Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten, ist das ganze natürlich auch sehr komplex und nicht mal eben so im nebenbei zu machen. Bei Black & White gabs das Tamagotchispiel mit der Kreatur und bei The Movies bastelt man Tage und Wochenlang an eigenen Filmen.

Folgerichtig hat Lionhead längst eine Community-Seite aufgemacht, auf der Nutzer ihre Filmkreationen der Welt präsentieren können. Ich bin gespannt, was da im Laufe der Zeit alles noch drauf landet. Ein Blick hinein lohnt sich unbedingt:

http://movies.lionhead.com/  

Und die offizielle Seite findet sich hier:

http://www.themoviesgame.com

Wer noch ein ausführlicheres Review lesen will, der kann auch bei Gamesweb nachschauen:

http://gameswelt.de/artikel/?id=1136&page=1

Nochmal... The Movies ist kein schlechtes Spiel und fördert auf jeden Fall die Kreativität des Spielers beim Erstellen von kleinen Filmkunstwerken. Ich bereue den Kauf nicht (auch wenn ich etwas Enttäuschung nicht verbergen kann) und werde sicher noch viel Spaß mit dem Spiel und dem Filmeditor haben. Die Idee ist genial, aber (wie immer bei Molyneux) ist die Umsetzung als Spiel mit einigen Schwächen behaftet.