79.Panzergrenadierregiment

Autor Thema: Braveheart  (Gelesen 3357 mal)

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Arparso

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Braveheart
« am: 25. Mai 2003, 03:48:14 »
Kennen tut ihn bestimmt jeder, aber wie findet ihr den Film eigentlich?

Tja, was bietet er? Epische, gewaltige und relativ schonungslos dargestellte Schlachten, eine mitreißende Geschichte über den Kampf um die Freiheit und ein gelungenes Mittelalterfeeling mit hübschen Landschaften, Burgen, Städten und Dörfern.

Was mich stört, ist die Tatsache, dass er schlicht und einfach nicht historisch korrekt ist, vieles hinzudichtet und "umschreibt" sowie Fakten völlig falsch, kitschig und klischeehaft präsentiert.

Ein paar Beispiele wären da:
  • blaue Kriegsbemalung war schon seit über 100 Jahren nicht mehr üblich
  • Ebenso Schottenrock, sonstige Bekleidung und die dicken Zweihänder, die eigentlich schon nicht mehr getragen wurden oder erst später getragen worden sind, nicht jedoch zur Zeit von William Wallace
  • die französische Prinzessin, die eine so hinreißende und tragische Romanze mit Mel Gibson im Film am Laufen hat, war zum Zeitpunkt der Hinrichtung des echten Wallace gerade mal 10 Jahre alt. Eine Liebesgeschichte ist also undenkbar und das der Film noch suggeriert, beide hätten zusammen ein Kind gezeugt ist schlicht und ergreifend FALSCH
  • Nebenbei wird noch ein netter Seitenhieb auf die Homosexualität ausgeteilt, indem der schwule Sohn des englischen Königs als verweichlicht, feige und extrem feminin dargestellt wird - musste das sein?
  • Auch Diplomatie wird als feige, unnütz, dumm und sinnlos dargestellt, wenn Wallace mit seinem Ruf nach Freiheit immer wieder sofort zum Schwert greift
  • Im Film ist auch "the battle of Stirling Bridge" enthalten ... nur wo ist die Brücke?
  • Die Figur des William Wallace wird hier als großer, unfehlbarer Held des schottischen Volkes hingestellt. Das stimmt jedoch nicht - tatsächlich hat Wallace eine eher unbedeutende Rolle im Freiheitskampf Schottlands gespielt und hat auch nur wenige militärische Erfolge erringen können.
  • Wichtiger wäre da die Rolle des "Robert the Bruce" (der wohl größte und bedeutendste schottische König) gewesen. Der Film portraitiert ihn jedoch als schwachen, unentschlossenen und teilweise sogar als feigen Charakter.
  • Die "Prima nocta", die den englischen Lords das "Recht der ersten Nacht" mit der frischvermählten Ehefrau garantierte, gab es zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht.
  • Wallace war übrigens schon 20 Jahre alt, als sein Vater ermordet wurde und nicht erst ein kleines Kind, wie im Film dargestellt.


Naja, viele Details, die den Eindruck doch ganz schön trüben. Störend wirkt sich auch der ganze Kitsch aus und die unzähligen Klischees, die hier mitunter bedient werden. Allein schon die Szene mit der Hinrichtung ist ohne Frage ergreifend, aber wohl alles andere als realistisch.

Mein persönliches Fazit: Netter Mittelalter-Streifen, wenn man sich an den zahlreichen historischen Fehlern und dem Kitsch nicht stört, aber insgesamt ist es doch nur wieder typische Hollywood Geschichtsverklärung und Personenkult in einem...

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Braveheart
« Antwort #1 am: 25. Mai 2003, 10:21:54 »
Ich finde ihn genial, auch wenn er stellenweise sehr kitschig ist und Wallace verherrlicht. Bei einem Hollywoodstreifen sollte das einen jedoch nicht groß wundern. Gibt einfach zu wenig wirkliche Konkurrenz in Punkto Mittelaltermassenschlachten, oder liege ich da falsch?

RAzBlaDe

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Braveheart
« Antwort #2 am: 25. Mai 2003, 10:45:00 »
Ich finde den Film super. Es ist halt ein klassischer Mel-Gibson-Film, genau wie "Der Patriot" oder "Wir waren Helden". Voller Pathos und irgendwie kultig.

Wenn ich mir einen Film ansehe, dann schert es mich nicht unbedingt, ob alles akkurat recherchiert ist, sondern dass der Film an sich stimmig ist. Wer Realität ohne Ende finden will kann sich ne Doku ansehen. Dieser Film hat auch niemals den Anspruch erhoben, 100% korrekt zu sein - wäre doch langweilig.
Man will doch eine Geschichte erleben, die möglichst packend und spannend ist. Da ist es mir scheissegal, was im einzelnen wirklich passiert ist und was nicht.
Schaut euch den Film an, habt Spass dabei und denkt Euch nix weiter... warum auch...

Zitat
blaue Kriegsbemalung war schon seit über 100 Jahren nicht mehr üblich

Na und? Sieht doch cool und wild aus. Wie es zu Barbaren passt.

Zitat
Ebenso Schottenrock, sonstige Bekleidung und die dicken Zweihänder, die eigentlich schon nicht mehr getragen wurden oder erst später getragen worden sind, nicht jedoch zur Zeit von William Wallace

Ist doch nun wirklich scheissegal, oder?

Zitat
die französische Prinzessin, die eine so hinreißende und tragische Romanze mit Mel Gibson im Film am Laufen hat, war zum Zeitpunkt der Hinrichtung des echten Wallace gerade mal 10 Jahre alt. Eine Liebesgeschichte ist also undenkbar und das der Film noch suggeriert, beide hätten zusammen ein Kind gezeugt ist schlicht und ergreifend FALSCH
Wieder einmal:

Zitat
Nebenbei wird noch ein netter Seitenhieb auf die Homosexualität ausgeteilt, indem der schwule Sohn des englischen Königs als verweichlicht, feige und extrem feminin dargestellt wird - musste das sein?
Ja, ich finde es ok... warum nicht, die kann man ruhig verARSCHen ... lol

Zitat
Auch Diplomatie wird als feige, unnütz, dumm und sinnlos dargestellt, wenn Wallace mit seinem Ruf nach Freiheit immer wieder sofort zum Schwert greift
Naja, es ist ein Mel Gibson Film... und nicht 13 Days.

Zitat
Im Film ist auch "the battle of Stirling Bridge" enthalten ... nur wo ist die Brücke?
Fällt doch niemandem auf...

Zitat
Die Figur des William Wallace wird hier als großer, unfehlbarer Held des schottischen Volkes hingestellt. Das stimmt jedoch nicht - tatsächlich hat Wallace eine eher unbedeutende Rolle im Freiheitskampf Schottlands gespielt und hat auch nur wenige militärische Erfolge erringen können.
Wichtiger wäre da die Rolle des "Robert the Bruce" (der wohl größte und bedeutendste schottische König) gewesen. Der Film portraitiert ihn jedoch als schwachen, unentschlossenen und teilweise sogar als feigen Charakter.
Es gibt einen Film, der sich "The Bruce" nennt... soll so ne Art inoffizieller Nachfolger sein...

Zitat
Die "Prima nocta", die den englischen Lords das "Recht der ersten Nacht" mit der frischvermählten Ehefrau garantierte, gab es zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht.
Und wenn schon, man brauchte doch irgendeinen Vorwand  :D Meinst du nicht, ein Adliger oder so würde nicht Mittel und Wege finden um das zu bekommen was er will, auch ohne dieses Recht?

Zitat
Wallace war übrigens schon 20 Jahre alt, als sein Vater ermordet wurde und nicht erst ein kleines Kind, wie im Film dargestellt.
So wirkt es aber dramatischer.

I know that life is for the taking, so I better wise up, and take it quick.



Fly with meeee up to the staaaars... :wink:

Day of Defeat für's Kinderzimmer

Arparso

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Braveheart
« Antwort #3 am: 25. Mai 2003, 16:27:55 »
Ist mir schon klar, warum was geändert wurde - tragische Romanzen, melodramatische und kitschige Sterbeszenen, ein draufgängerischer und starker Held sowie eine Kindheitsträgödie ... die filmische Wirkung ist schon klar.

Nur mir stößt es irgendwie sauer auf, wenn ein Film, der vorgibt, ein Historienfilm/-drama zu sein, solche teils wirklich schwerwiegenden Fehler begeht, die Geschichte des William Wallace und die des schottischen Landes teils völlig falsch darstellt und dann auch noch Faustrecht und Gewalt über Hirn und Diplomatie stellt.

Ich meine, bei "Armageddon" braucht man sich nicht beschweren, dass das alles total unrealistisch ist, wie Bruce Willis die Welt rettet - der Film WILL nur Popcornkino sein und das Publikum schlicht und ergreifend unterhalten - nicht mehr.
Aber "Braveheart" gibt vor, die Lebensgeschichte des William Wallace zu erzählen, verteilt tatsächlich aber nur Halbwahrheiten und Lügen, was wieder dazu führt, dass viele Menschen glauben, über William Wallace und den schottischen Freiheitskampf Bescheid zu wissen, in Wirklichkeit aber einer Riesen-Lüge und Hollywood-Verarsche auf den Leim gegangen sind.

An sich find ich den Film auch gut, aber diese Dreistigkeit, wie hier mit Geschichte umgegangen wird, missfällt mir einfach und das gibt ein paar saftige Abzüge in der B-Note  :(

eXit

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Braveheart
« Antwort #4 am: 02. Oktober 2004, 22:45:39 »
in wirklichkeit war Wallace auch viel brutaler, er hatte z.B. einen Gürtel aus menschlicher Haut usw.
den Film an sich finde ich aber auch genial, aber ich mag eigentlich alle Gibson- Filme.
[ALIGN=center]"Was ist, wenn wir schon alle tot sind und das hier ist die Hölle?" :devil: [/ALIGN]

Guthwulf

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Braveheart
« Antwort #5 am: 03. Oktober 2004, 00:15:56 »
Diese Abzüge in der B-Note sind typisch für "Historiendramen" aus Hollywood, die zwar alle von sich behaupten Historienfilme zu sein, aber bei denen im Grunde nur sehr wenig mit der Realität zu tun hat.

Ob sie nun Braveheart, Troja oder King Arthur heißen mögen. Historisch sind sie alle genauso Schwachsinn. Traurig, das durch solche Filme jedoch "Werte" wie die Lynchjustiz als gut und ehrenwert verkauft werden und zumindest bei der breiten Masse den Anschein erweckt wird, das es sich so oder so ähnlich wirklich abgespielt hat.

Braveheart durfte sich übrigens mit einer Freigabe ab 16 vergnügen, weil er ja nur ein Geschichtsfilm ist, der nunmal die "historische Realität" zeigen muß ;) :D Der Actionfilm Bad Boys hat im selben Zeitraum dann die ab 18 bekommen. So unterschiedlich können Maßstäbe sein.

Arparso

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Braveheart
« Antwort #6 am: 03. Oktober 2004, 00:53:13 »
Mit dem Kommentar bist du über ein Jahr zu spät, Bruderherz ;)

McClane

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Braveheart
« Antwort #7 am: 03. Oktober 2004, 12:39:52 »
Zitat
Original von Arparso
Mit dem Kommentar bist du über ein Jahr zu spät, Bruderherz ;)



Besser spät als nie, würd ich sagen. ;)

Guthwulf

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Braveheart
« Antwort #8 am: 03. Oktober 2004, 18:02:03 »
*umguck* Was heißt "zu spät"? Da hat jemand einen Uraltthread wieder ausgegraben, den ich bisher ignoriert hatte und ich hab die Gelegenheit genutzt ebenfalls dazu zu schreiben :)