Tja, habs nun auch durchgezockt, das Spiel und weiß nun nicht so recht, was ich davon halten soll. Das heißt - eigentlich ist es genau so geworden, wie ich es erwartet hab... leider, muss ich dazu sagen.
Pro:
- exzellente Soundkulisse
- fantastische Grafik
- einfallsreiches Leveldesign
- dichte Atmosphäre
- sehr gute und intuitive Steuerung
Contra:
- einfallslose und teils langweilige Zwischensequenzen
- dürftige Storyline, die nicht sonderlich fesseln kann
- mies texturierte Gesichter (starker Kontrast zum Rest der Grafik)
- abwechselnd kinderleichte und extrem knifflige Stellen im Spiel
Aber mein Hauptkritikpunkt ist die extreme Linearität - man hat einfach keine Freiheiten, sondern muss immer dem vorgegebenen Pfad folgen und kann teilweise nicht mal ein klein wenig variieren. Sicherlich bleibts noch am Spieler, ob er alles an Gegnern abknallt oder sich lieber dran vorbeischleicht, aber durch den dunklen Hinterhof muss er eben trotzdem durch und danach kann er auch nicht die Vordertür nehmen, sondern MUSS die Kanalisation nutzen.
Genaugenommen ist es genauso linear und eintönig wie Quake II - bei Quake ballert sich der Spieler von Punkt A nach Punkt B ... bei Splinter Cell schleicht sich der Spieler von Punkt A nach Punkt B ... tja, und da verspielt Splinter Cell viel an Potential, was z.B. Hitman 2 voll ausnutzt - da hat man stets zig Möglichkeiten, wie man an die Mission rangeht, wann man zuschlägt, wie man zum Ziel kommt usw. (dafür hat Hitman 2 natürlich auch andere Schwächen, aber in diesem Punkt finde ich Splinter Cell enorm enttäuschend)
Tja, sehr schade eigentlich ... so bleibt Splinter Cell ein technisch beeindruckendes und durchaus sehr spaßiges Spiel zum einmal durchzocken und dann ins Regal stellen.
PS: Finds übrigens fast schon ne Frechheit, dass Splinter Cell zusammen mit Metal Gear Solid immer wieder als Begründer des "neuen" Stealth Action Genres betitelt werden. Zuallererstmal müsste da Splinter Cell gestrichen werden, da Metal Gear Solid schon mehrere Jahre alt ist und damit wohl der alleinige Begründer wäre. Aber selbst das ist eigentlich völlig falsch ... Ich erinnere da nur mal an "Thief - The Dark Project", wo man in einer Mischung aus Fantasy- und Industrialwelt als Krimineller namens Garret in diverse Gebäude und Anlagen eingebrochen ist, sich an Wachen vorbeischleichen und günstige Wege sowie natürlich auch reichlich Beute finden musste. DAS ist für mich der erste Begründer dieses Genres und in meinen Augen übertrifft er Metal Gear Solid und Splinter Cell vom Stealth Anteil her deutlich. Außerdem gäbe es da noch Hitman 1 und Hitman 2, die eine Erwähnung wert wären, gehen sie doch in eine recht ähnliche Richtung. Die Lorbeeren allein MGS und Splinter Cell zuzuschieben, empfinde ich als grobe Verfälschung von Tatsachen...