Hab mir ja Vietcong besorgt (ja... ganz legal
) und schon fleißig die Singleplayer-Kampagne gezockt. Mein Fazit ist nur: schlichtweg geniale Atmosphäre!
Grafik:Ist nicht unbedingt überragend, aber insgesamt doch recht gut. Der Dschungel wird meist ziemlich überzeugend und sehr dicht dargestellt mit vielen Pflanzen und Bäumen und Gräsern etc. Die gesamte Levelarchitektur wirkt sehr überzeugend und natürlich - der Vietnambesuch der Entwickler hat sich also voll ausgezahlt. Gelegentlich lässt die Engine auch mit riesigen Außenlevels ordentlich die Muskeln spielen und zeigt, dass sie auch seeehr große Landschaften problemlos handhaben kann. Die Lichteffekte sehen insgesamt auch sehr gut aus, außer der Taschenlampe, die die engen Tunnel etwas unglücklich beleuchtet - aber das fällt kaum ins Gewicht.
Die Charakter-, Waffen- und Fahrzeugmodels sind auch allererste Güte, schön detailliert und ansehnlich texturiert. Schön ist auch, dass alles irgendwie dreckig und gebraucht aussieht und nicht wie nagelneu aus der Fabrik hergebracht.
Schade ist allerdings, dass die Performance nicht die allerbeste ist. An gelegentliche Ruckler muss man sich schon gewöhnen und in ein, zwei Missionen scheint es gar heftige Bugs zu geben, so dass es an einigen Stellen zu heftigsten Ruckelorgien gibt, ohne dass es irgendeinen erkennbaren Grund dafür zu sehen gibt. Den Spielspaß behindern konnten die paar Ruckler aber noch lange nicht und es wurden bereits neue Patches mit Performance-Verbesserungen versprochen. Bei wem bereits die Demo ordentlich lief, der wird auch mit der Vollversion keine Probleme haben (läuft nur ein wenig schlechter)
Sound:Gehört auf alle Fälle zum besten, was der Spielemarkt zu bieten hat. Glasklare Sprachausgabe, atmosphärisch Dschungelsounds und hämmerndes Stakkato des Waffenfeuers sowie originale Musik der 60er und 70er Jahre schaffen eine bedrückende Vietnam-Dschungelkampf-Atmosphäre. Wenn man sich zusammen mit rund 20 Soldaten einen schwer befestigten Hügel hinaufkämpft, dabei in strömendem Regen von Schützengraben zu Schützengraben hangelt, feindliche MG-Bunker ausschaltet, Schlachtenrufe über die Szenerie hallen ("Die, Pig! Dieeeeee!"
), Explosionen alles erschüttern und der Funker Zielkoordinaten an die Artillerie weitergibt, dann weiß man ziemlich genau, wie es auf dem Schlachtfeld damals zugegangen sein muss. Einfach fantastisch!
Singleplayer:Herzstück des Spiels ist die ca. 20 Missionen umfassende Kampagne, in der sie Sergeant First Class Steve R. Hawkins während seiner Laufbahn als Intelligence Sergeant im Camp Nui Pek begleiten. Zwischen den eigentlichen Missionen gibt es immer ausführliche Briefings oder andere Zwischensequenzen in Spielgrafik. Danach steht man meist in seinem persönlichen Bunker und kann dort das ständig aktualisierte und sehr ausführliche Tagebuch lesen, sich über den Vietnamkrieg informieren oder über die Mitstreiter oder über die verfügbaren Waffen oder sich nochmal ein ausführlicheres Briefing in Textform durchlesen. Außerdem kann man natürlich auch die Fotos an der Wand betrachten, dem Radio lausen oder nochmal den kleinen Bunker erkunden. Anschließend gehts an den Schießstand, wo sie sich ihre Waffen für den nächsten Einsatz aus dem Lager holen dürfen. Je weiter man in der Kampagne fortgeschritten ist, desto mehr Waffen stehen auch zur Auswahl.
Die Einsätze selbst gestalten sich sehr abwechslungsreich: Mal geht es darum, auf Dschungelpatrouille zu gehen, mal darum, Gefangene zu retten oder einen Berg zu erstürmen oder auch darum, irgendeinen Hinterhalt für feindliche Panzer zu legen. Kein Einsatz ist dabei wie der andere.
Das liegt auch daran, dass sich der Einsatz auch plötzlich sehr schnell ändern kann. Während sie z.B. in ein vietnamesisches Dorf unterwegs sind, um dort einen Kranken zu behandeln, erhalten sie plötzlich eine Nachricht vom Hauptquartier, dass ein Außenposten angegriffen wird und rasen mit dem Jeep natürlich sofort dahin. Dort angekommen, werden sie vom Außenposten angefunkt, dass sie sich um die zwei Mörser kümmern sollen, die für ordentlich Ärger sorgen. Ist das erledigt, kämpft man sich den Hügel hoch, bis man im Außenposten angekommen ist, und verstärkt dort die Garnison. Nun gilt es, mehrere Angriffe abzuwehren, bis schließlich die Kampfhubschrauber eintreffen und Charlie endgültig vertreiben. Tja, und dieser Einsatz ist dabei noch ein ziemlich kurzer!
Ein wichtiges, anderes Element ist natürlich noch das kleine Squad, dass man befehligt. Die KI-Kameraden stellen sich dabei ziemlich clever an, reagieren schnell auf Befehle, nutzen jede Deckung aus und beherrschen sogar Flankenmanöver.
Weiterhin ist im Singleplayer noch ein Quick Fight Modus verfügbar, der weitestgehend dem Coop-Modus im Multiplayer entspricht. Außerdem hat man die Möglichkeit, jede einzelne Mission im Single Mission Modus nochmal zu genießen, diesmal aber z.B. mit besseren Waffen, die in der Kampagne damals noch nicht freigeschaltet waren. Für diese beiden Modi schaltet man sich im Lauf der Kampagne die Maps bzw. Waffen frei.
Multiplayer:... macht Spaß. Die Maps reichen von groß bis gemütlich und sind dabei sehr abwechslungsreich. Die verfügbaren Spielmodi sind abhängig von der jeweiligen Map und sind zudem recht zahlreich. So gibts das altbekannte Deathmatch, Team Deathmatch oder Capture the Flag, aber auch den eher CS-orientierten Modus "Assault Team Game" (bei der rundenweise gekämpft wird) oder den eher DOD-ähnlichen Modus "Real War", bei dem bis zu 64 Spieler um die Besetzung einiger Flaggen kämpfen. Mir hats besonders der Coop-Modus angetan, bei dem bis zu sechs Spieler gemeinsam die Karte vom Vietcong säubern müssen. Dabei kann jeder die Rolle eines der sechs Squadmitglieder übernehmen und zum Beispiel den Medic mimen oder per Funk Artillerie anfordern o.ä. - großartig!
Fazit:Gut gelungener und extrem atmosphärischer Singleplayer-Shooter, bei dem sowohl Grafik als auch Sound stimmig sind und der mit ziemlich abwechslungsreichem Leveldesign aufwarten kann. Auch ist die Spiellänge angenehm lang ausgefallen und man ist nicht schon nach 12 Stunden durch, sondern hat Spielspaß für Tage und gar Wochen, wenn man die Single Mission und Quick Fight Modi nutzt oder einfach nochmal auf nem härteren Schwierigkeitsgrad zockt.
Auch im Multiplayerbereich ist das Spiel ziemlich abwchslungsreich, nur geht hier dank Respawn etwas von der Atmosphäre verloren. Auch braucht man gute Mitspieler, so dass sinnvolles Teamplay betrieben werden kann, aber das Problem kennt ja jeder Teamshooter.
Durststrecken gibt es aber leider auch in der hervorragenden Kampagne - so sind die Tunnelabschnitte einfach nur öde und langatmig. Ohne Team durch enge, ellenlange und teilweise labyrinthartige Tunnel zu kriechen, dauert nicht nur lange, sondern macht auch keinen Spaß. Hat man diese lästigen Abschnitte aber überwunden, gehts weiter mit dem Dschungelkampfgetümmel
Note: 1- ... ohne Tunnelabschnitte, mit mehr Multiplayermaps und ohne die kleinen Performanceprobleme und noch konsequenterer Nutzung von Zwischensequenzen zwischen den Missionen, die sich nicht nur auf (gut gemachte) Briefings beschränken, hätte es locker zur 1 oder gar 1+ gereicht