79.Panzergrenadierregiment

Autor Thema: The Secret World  (Gelesen 1732 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Guthwulf

  • CLAN - Mitglied
  • Kaiser
  • ***
  • Beiträge: 1.139
  • Karma: 0
  • Geschlecht: Männlich
    • Profil anzeigen
    • http://www.terranium-studios.de
The Secret World
« am: 29. Juli 2012, 00:09:10 »
Letztes Wochenende wollte ich „Guild Wars 2“ angucken. Zu meiner Überraschung hab ich nach wenigen Stunden entnervt das Handtuch geschmissen. Die hektischen, chaotischen, überlaufenen Massenquests von Guild Wars 2 haben für mich gar nicht funktioniert. Da wollte überhaupt keine Atmosphäre aufkommen. Entgegen früherer Vorsätze habe ich deshalb Secret World noch eine Chance gegeben. Erwartet hab ich dabei wenig bis nix. Secret World ist zu meiner großen Überraschung jedoch ein echter Rohdiamant. Wer auch nur ansatzweise mit Horror, Verschwörungstheorien, H.P. Lovecraft, Illuminaten, Templer und Co was anfangen kann, der sollte diesem Spiel eine Chance geben. 



Ich kenne bisher nur Kingsmouth und die Savage Coast. Dort kann ich kaum aufhören zu spielen, weil ich unbedingt wissen will, wie es weitergeht mit der Geschichte, den Mysterien und den skurilen Charakteren. Beide Gebiete sind zudem sehr weitläufig. Alles ist da, wo man es auch in der Realität erwarten würde. Ständig entdecke ich irgendwo im nirgendwo etwas neues interessantes, das mich wieder zu einem neuen Geheimnis, zu einer neuen Quest führt oder mir Einblick in die Geschichte des Ortes und das Schicksal seiner Bewohner gewährt. Hier ist es außerdem wichtig, den Worten der Leute aufmerksam zuzuhören und Zwischensequenzen bzw. Questtexte nicht achtlos weg zu klicken.



Stichwort Zwischensequenzen: Gibts zu fast jeder Quest und sind erstklassig vertont. Und die Quests? Das Alleinstellungsmerkmal sind sicherlich die Investigation Quests, die gute Beobachtungsgabe, einen scharfen Verstand, Allgemeinwissen, Ortskenntnis und die Fähigkeit zur Internetrecherche belohnen. Da muss man schon mal einen Morsecode entschlüsseln, mathematische Rätsel lösen, Bibelverse richtig interpretieren oder auf gefakten und echten Internetseiten Informationsschnipsel zusammentragen.



Nicht nur Investigations kommen ohne Kämpfe aus. Es gibt auch zahlreiche Sabotagemissionen, bei denen es auf Heimlichkeit ankommt. Da muss man sich schon mal mit einer dürftigen Taschenlampe bewaffnet durch ein düsteres Parkhaus voller feindlicher Agenten schleichen und Laserfallen sowie Kameras ausweichen. Aber auch die restlichen Quests sind bisher erstaunlich abwechslungsreich und gekonnt in das Gebiet eingebaut. So ergibt sich nach und nach ein immer vollständigeres Bild und man lernt immer neue Facetten und Details des jeweiligen Gebietes kennen. Ebenfalls ein Quell der Freude sind die unzähligen Anspielungen auf einschlägige Filme, Schriftsteller oder Mythen. Alles in allem kann sich Bioware mit ihrem SWtoR beim Storytelling hier noch ne große Scheibe von abschneiden.



Auf der anderen Seite ist das Spiel ganz schön sperrig, verzichtet weitestgehend auf Komfortfunktionen und lässt dich als Spieler auch erstmal im Regen stehen. Das ist keine zu unterschätzende Hürde für Neueinsteiger, da das offene, komplexe und klassenlose Skillsystem nicht selbsterklärend ist.



Letzten Ende levelt man in den 9 Waffenkategorien (Sturmgewehr, Schrottflinte, Pistole, Hammer, Schwert, Fäuste, Elementarmagie, Chaosmagie, Blutmagie) insgesamt 525 Skills frei. Theoretisch kann ich für meinen Charakter alle Skills freischalten, auch wenn das ähnlich illusorisch wie bei Eve Online sein dürfte. In der Praxis konzentriert man sich auf zwei Waffenkategorien, da man zwei Waffen gleichzeitig tragen kann.



Aus den freigeschalteten Skills stelle ich dann ein (zwischen Kämpfen jederzeit austauschbares) "Deck" aus 7 Aktiv- und 7 Passivskills zusammen. Dabei sind unzählige Wechselwirkungen zu beachten. Insgesamt lädt das System zum Experimentieren ein, ist im Skillbaum selbst aber relativ linear.



Die Kämpfe sind erwartungsgemäß leider nicht die Stärke des Spiels. Das langweilige passive „Knöpfchen drücken und auf das Ende der Animation oder des Cooldowns warten“ wird durch Spezialangriffe der stärkeren Gegner immerhin ab und zu mit einem Hauch von Bewegungszwang aufgelockert. Ich muss dann rechtzeitig aus dem Wirkungskreis des Spezialangriffes hüpfen). Secret World macht hier auf der anderen Seite aber auch nix schlechter als die anderen „großen“ MMOs wie WoW, Guild Wars 2 oder SWtoR.



Die Präsentation ist mit Ausnahme der Animationen und Kampf-/Magieeffekte ganz ansehnlich. Es gibt insgesamt aber schönere MMOs auf dem Markt. Immerhin wurde angekündigt, dass man diese beiden Schwachpunkte im Laufe des Jahres noch nachpatchen will. Atmosphäre kommt auch dank der sehenswerten Licht- und Wettereffekte auch so auf.



Die Stärke des eigenen Charakters wird übrigens ausschließlich über die Waffe und die angelegten 7 Talismane bestimmt. Die Kleidung dient nur der Optik und kann ganz nach Belieben zusammengestellt werden. Entsprechend gibt es Boutiquen in den Großstädten bzw. einen Echtgeldshop mit weiteren Outfits. Einige Outfits können auch ingame durch Quests oder durch das freischalten der Skills eines bestimmten "Archetyps" (z.B. arbeitet mein Char auf das Ninjadeck hin). Kleidung ist am Ende ganz alleine eine Stilfrage. Endlich sieht jeder Charakter individuell aus. Das System sollte man unbedingt auch in anderen MMOs einführen.



Crafting gibts natürlich auch. Da werden im "Minecraft"-Stil Ressourcen zusammengelegt und mit Werkzeugsätzen zu Gegenständen zusammengefügt. Ressourcen gewinnt man aus zerlegten Waffen und Talismanen. Daneben kann man Ausrüstung auch mit Glyphen verstärken, die sich aus Runen herstellen lassen.



Was noch? Instanzen, Achievements, Seltensheitsstufen, Sammelobjekte, Emotes, Chatkanäle, Gilden, PvP-Gebiete, Pets usw. usf. gibts natürlich alles auch... Die drei Fraktionen (Illuminati, Templer, Drachen) haben zudem alle ihre eigenen Hauptquatiere. Die Illuminati haben es sich im Untergrund von New York eingerichtet, die Templer residieren in London und die Drachen operieren von Seoul aus. Ich kann als Spieler alle drei Städte besuchen (lediglich die Hauptquatiere sind für die Charaktere der jeweiligen Fraktion gesperrt).



Fazit: Mir macht es bisher Spaß. Nun müssen sich Tera Online (Kampfsystem, Animationen und Grafik) und Secret World (Szenario, Story und Quests) allerdings um mein Geld für ein monatliches Abo streiten. Bin noch nicht sicher, ob sich eines davon länger durchsetzen kann. Werde Secret World aber eine ausgedehntere Testphase gönnen (die ersten 30 Tage sind ja schon bezahlt).

Nachtrag: Ein kostenloses Test-Wochenende (vom 03.08.-06.08.) sowie das 1. Content-Update stehen vor der Tür
« Letzte Änderung: 29. Juli 2012, 00:32:12 von Guthwulf »