79.Panzergrenadierregiment

Autor Thema: Assassin's Creed  (Gelesen 3015 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Arparso

  • Administrator
  • Foren Gott
  • *****
  • Beiträge: 6.482
  • Karma: 31
  • Geschlecht: Männlich
  • Clanleader vom 79sten und ... und ... naja
    • Profil anzeigen
    • 79.Panzergrenadierregiment
Assassin's Creed
« am: 23. November 2007, 00:01:41 »
Xbox360- und Playstation3-Besitzer dürfen schon loslegen, PC-Jünger müssen sich noch bis nächsten Februar gedulden: Ubi Soft schickt euch mit dem ordentlich mit Vorschusslorbeeren bedachten "Assassin's Creed" ins finstere Mittelalter zurück.



Es herrscht Krieg
... im heiligen Land: Kreuzritter und Moslems schicken ihre Armeen aus, um sich die absolute Macht und Kontrolle im Königreich zu sichern. Mittendrin steckt der Spieler in der Rolle von Altair, Meister-Attentäter des Assassinen-Ordens. Nachdem er seinen letzten Auftrag gründlich in den Sand gesetzt hat, verliert er seinen Rang und Status im Orden und muss sich als Novize neu beweisen.

Die Assassinen wollen Frieden und Stabilität im heiligen Land und so liegt es am Spieler, neun wichtige Schlüsselfiguren des Konflikts zu beseitigen, überwiegend Kriegstreiber und Verbrecher, die vom andauernden Kreuzzug profitieren und das Leid der Menschen fördern. Oder zumindest sieht es anfangs noch so aus... tatsächlich ist die Story etwas vielschichtiger und bietet die eine oder andere Überraschung, aber diese will ich jetzt natürlich nicht einfach verraten.

GTA: Jerusalem
So in etwa könnte man das Spiel grob beschreiben. Tatsächlich bewegt man sich die meiste Zeit über durch eine der drei Städte Damaskus, Akkon und Jerusalem oder durch das sie verbindende Königreich. Die Städte sind dabei wirklich gewaltig groß und bieten viele Sehenswürdigkeiten in Form von Kirchen, Kathedralen, Festungen oder riesigen Tempel-Anlagen. Hunderte Stadtbewohner gehen ihren alltäglichen Beschäftigungen nach, Straßenprediger versuchen ihre Glaubensbrüder zu mobilisieren, Händler bieten ihre Waren feil und Hafenarbeiter entladen die Handels- und Fischerboote. Die Welt in Assassin's Creed fühlt sich lebendig und glaubwürdig an.

Überall in den Großstädten gibt es diverse Aufgaben zu erfüllen: Um an Informationen über die nächste Zielperson zu kommen, lassen sich bestimmte Personen belauschen, bestehlen oder verhören, nachdem man "schlagkräftige" Argumente vorgebracht hat. Außerdem kann man den einfachen Bürgern aushelfen, die oft von den einheimischen Soldaten belästigt und terrorisiert werden. Auf die Art gewinnt man Verbündete, die einem später bei der Flucht vor den Stadtwachen oder beim Untertauchen aushelfen. Leider gibt es nur knapp ein halbes Dutzend unterschiedlicher Missionstypen, so dass sich die Aufgaben ständig wiederholen. Jeder Missionstype spielt sich im Grunde auch immer genau gleich, egal, mit welchen Kontrahenten oder in welcher Stadt man sich gerade befindet. Hier wäre weniger Copy&Paste, sondern weit mehr Kreativität seitens Ubi Soft erforderlich gewesen.



... meets Prince of Persia
Altair ist nicht nur ein geschickter Taschendieb und Informationsbeschaffer, sondern verfügt auch über ungeahnte athlethische Fähigkeiten. Nahezu jedes Gebäude kann erklommen werden - fast an allem, was irgendwie Halt bieten könnte, kann sich Altair hochziehen und klettert auf die Art selbst an schwindelerregend hohen Türmen hinauf. Die Steuerung ist dabei so simpel und intuitiv, dass man schon nach wenigen Minuten selbst Spiderman Konkurrenz machen könnte.

Diese bisher ungekannte Bewegungsfreiheit ist in vielen Fällen auch verdammt wichtig, wenn ihr mal wieder der Stadtwache entfliehen müsst oder einfach nur einen Überblick über eure Umgebung benötigt. Aber selbst, wenn das gerade nicht der Fall sein sollte, macht es einfach nur Spaß, die Stadt kletternderweise zu erkunden. Außerdem helfen die erklimmbaren Aussichtspunkte ungemein weiter, denn nachdem man diese bezwungen hat, werden alle wichtigen Orte in der näheren Umgebung auf der Karte eingeblendet. Das hilft ungemein bei der Orientierung in den verwinkelten Gassen.



... meets Hitman
Hat man genug Informationen über die Zielperson gesammelt, kann man zum finalen Schlag ausholen. Begegnet man seinem Opfer zum ersten Mal, wird dieses meist anhand einer toll inszenierten ingame-Sequenz eingeführt, bevor ihr nun endlich wirklich loslegen müsst. Hier hat man einigermaßen freie Wahl, wie man sich der Zielperson unauffällig nähern und sie ausschalten kann, jedoch wird man auch nicht an der guten alten Rambo-Methode gehindert. Leider sind die Möglichkeiten nicht so vielfältig wie beispielsweise bei einem Hitman und das gesamte Attentat ist oft schon nach zwei oder drei Minuten abgeschlossen. Hier verschenkt Assassin's Creed leider viel Potential.

Auch schwächelt das gesamte Schleichsystem: die Wachen reagieren z.B. gar nicht auf Geräusche und können sich auch nicht merken, welche Kleidung der Gesuchte trägt. So wird man z.B. nicht wiedererkannt, wenn man nach gelungener Flucht direkt neben einem ehemaligen Verfolger das Versteck verlässt, obwohl derjenige den Spieler gerade eben durch die ganze Stadt gejagt hat.



Klirrende Schwerter
Kämpfen kann Altair natürlich auch und das sogar ausgezeichnet. Um (fast) jeden Schlag zu blocken, braucht man nur eine Taste gedrückt halten. Abgesehen davon gibt es nur eine Angriffstaste und noch eine weitere Taste, mit der man nach dem Gegner greifen und ihn wegschubsen kann. Letzteres ist allerdings nur selten sinnvoll, z.B. um den Gegner vom Dach zu werfen. Relativ früh im Spiel erlernt man außerdem das Kontern, mit dem man - das richtige Timing vorausgesetzt - jeden gegnerischen Hieb abwehren und den Angreifer oft mit nur einem Schlag töten kann. Gerade wegen dieser Fähigkeit und des fast schon automatischen Blockens werden die Kämpfe leider schnell viel zu leicht. Selbst größere Gegnergruppen stellen dann keine große Bedrohung mehr dar, wenn man nur immer fleißig blockt und kontert. Allerdings sind die Kämpfe sehr schön anzusehen und bieten viele verschiedene Kampfanimationen, die dann auch nicht mit Bluteffekten geizen.



So schön es nur sein kann
Wer es bislang anhand der Screenshots noch nicht bemerkt hat: Assassin's Creed sieht gut aus. Sehr gut. Umwerfend. Fantastisch! Ich könnte das jetzt noch etwas fortsetzen, aber die Botschaft sollte wohl angekommen sein. Die Städte wirken ungeheuer authentisch und glaubwürdig, die Architektur mit ihren üppigen Tempel-Anlagen und verwinkelten Gassen weiß zu begeistern. Ebenso die Massen an Charakteren, die den Bildschirm jederzeit bevölkern und zudem nie den Eindruck einer endlosen Klon-Armee erwecken. Es ist wirklich leicht, sich in den Straßen von Damaskus einfach nur dem Treiben auf dem Markt hinzugeben und gemütlich durch die Straßen zu schlendern - hier verliert man sich wirklich völlig in der tollen Präsentation.

Das zweite große Ass im Ärmel sind sicherlich die fantastischen Animationen. Die absolut flüssigen Bewegungsübergänge lassen keinen Bruch zwischen den Hunderten von Animationen Altairs erkennen. Auch beim Klettern sitzt jeder Handgriff: Altair greift zielsicher an Holzbretter, lose Steiner, irgendwelche Verstrebungen, Fenster und andere Möglichkeiten, sich festzuhalten. Alles wirkt verteufelt echt und natürlich - Parkour-Liebhaber dürften sich über diese Liebe zum Detail wirklich freuen.

Auch die Soundkulisse gibt sich keine echte Blöße - man sieht nicht nur das hektische Treiben auf den Straßen, man hört und spürt es eben auch. Die Musik passt sich zudem meist hervorragend der jeweiligen Situation an und verharrt in ruhigen Passagen auch sehr dezent im Hintergrund. Die Sprachausgabe muss ich leider etwas kritisieren, da sie doch etwas stark komprimiert klingt und von der Klangqualität her im Vergleich zum Rest etwas abfällt. Zudem ist die deutsche Sprachausgabe gerade bei den generischen NPCs (z.B. Wachen) oft nicht so gut gelungen. Das Spiel enthält allerdings auch den englischen Original-Ton, so dass sich dieses Manko wahlweise beheben lässt. Allerdings fehlen jedwede Untertitel.

Fazit:
Assassin's Creed ist wirklich gut geworden, aber leider nicht großartig. Die Präsentation ist wirklich über jeden noch so kleinen Zweifel erhaben, aber die eintönigen Missionen, das herausforderungsarme Kampfsystem und die kaum vorhandenen Entscheidungsmöglichkeiten bei den neun Attentaten vermiesen leider den Gesamteindruck. Insbesondere die sich ständig wiederholenden Missionsziele erweisen sich dabei als echter Spielspaßhemmer.
Trotzdem sollte man Assassin's Creed wenigstens einmal selbst erlebt haben. Für jeden Schwachpunkt bekommt man so viel geboten, dass wieder absolut gelungen ist, dass sich die Kritikpunkte am Ende zwar spürbar, aber nicht vernichtend auf den Spielspaß auswirken.

8 / 10 Punkte

Offizielle Website zum Spiel