Im Folgenden ein längerer Bericht des brandneuen Spiels "Fahrenheit" und eine Zusammenstellung meiner selbst gemachten Screenshots
Fahrenheit ist wohl ein einzigartiges Spiel, das auch die normale Presse beeindruckt.
Der Spiegel meint dazu: „Es läutet eine hoffentlich neue Ära des elektronischen Spielens ein, ist visionär und dabei ergreifend: "Fahrenheit" erfindet Adventure-Games neu und ist nebenbei der erste interaktive Film, der wirklich funktioniert.“
(
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,374336,00.html)
Der Stern schreibt: „Wer Fahrenheit spielt, wird überwältigt sein - auch von der beeindruckenden Grafik, von einer Bildsprache, die an die Fernsehserie "24" erinnert, und von der Musik des aus David-Lynch-Filmen bekannten Komponisten Angelo Badalamenti. Innovativ, spannend, geistreich: "Fahrenheit" ist ein Gesamtkunstwerk. Und das wichtigste Spiel unserer Zeit.“
(
http://www.stern.de/computer-technik/computer/:Fahrenheit-Ein-Spiel-Perspektive/545603.html)
Und auch die klassischen Gamesredakteure sind angetan: „Fahrenheit ist ein Meisterwerk des interaktiven Erzählens, schon jetzt einen Eintrag in die Annalen der Spielegeschichte wert. Tausend Dank an Quantic Dream dafür, den überkommenen Rätselzwang über Bord zu kippen zugunsten des wirklich Spannenden: neugieriges Entdecken einer Welt, dramatische Beziehungen zwischen den Charakteren, packendes Mitleiden.“
(
http://www.gamestar.de/magazin/tests/adventure/27688/)
Dem kann man nicht mehr wirklich viel hinzufügen (ich tu es aber trotzdem noch
). Wer sich für das Spiel interessiert, dem sind wärmstens die obigen Links zu Testberichten empfohlen.
Fahrenheit ist eine Mischung aus Kinofilm und Spiel. Die Wurzeln liegen dabei im Adventure-Genre. Es wird jedoch viel mehr Wert auf das Erzählen der Geschichte und die handelnden Charaktere gelegt, als auf klassische Rätselkost. Wie in einem guten Kinofilm gibt es eine spannende Story mit gut ausgearbeiteten Charakteren und einem entsprechenden Spannungsbogen. Die Handlung könnte man grob als Mischung aus Thriller und Mystery einordnen. Wie in einem Film lernt man die Figuren beim Spielen gut kennen. Das Spiel gibt bewusst Einblicke in die vielschichtigen Konflikte und das Alltagsleben, mit denen sich die Charaktere so herumschlagen. Erstaunlich ist dabei, wie erwachsen und emotional mitreissend Fahrenheit in seiner Erzählweise auf den Spieler wirkt. Hier liegen wirklich Lichtjahre zwischen Fahrenheit und üblichen Games.
Von einem Kinofilm unterscheidet Fahrenheit vor allem die gefühlte Interaktivität. Sicher folgt die Story einem groben Rahmengerüst und bestimmte Schlüsselereignisse passieren immer (egal was man tut). Aber in seinem Rahmen und seinen Handlungsalternativen fühlt man sich tatsächlich als Herr über die Handlung und wie die Demo schon andeutete, gibt es dabei unzählige Dinge auszuprobieren und zu testen, die tatsächlich dann auch Auswirkungen auf den weiteren Verlauf haben. Ein mehrmaliges Durchspielen ist also unbedingt anzuraten. Die einmalige Spielzeit ist allerdings recht kurz, was jedoch angesichts des hohen Widerspielfaktors nicht allzu schwer ins Gewicht fällt. Sein Geld ist Fahrenheit auf jeden Fall wert.
Die 3D-Grafik ist zwar nicht bahnbrechend, unterstützt aber die dichte Atmosphäre und bleibt zumindest für ein Adventure in der Top-Liga. Wie in einem Kinofilm steht das Bild nie statisch fest im Raum, sondern bewegt sich ständig unter einer kinoreifen Choreographie. Außerdem werden oft die aus der TV-Serie „24“ bekannten Splitscreens benutzt. Ein Augenschmaus sind die Animationen. Allesamt als Motion Capturing eingefangen, wird erst dadurch der Eindruck aufgebaut hier tatsächlich lebende und atmende Figuren vor sich zu haben (und nicht nur computeranimierte Modelle).
Die englische Synchronisation ist erstklassig und wird von bekannten Stimmen wie z.B. Angelina Jolie (Carla Valenti) übernommen. Die deutsche Synchronisation ist hingegen eher zweitklassig und zerstört viel von der Atmosphäre. Zum Glück ist auf der DVD auch die englische Sprachausgabe enthalten, die auf Wunsch (inklusive deutscher Untitel) aktiviert werden kann. Ansonsten schafft die Soundkulisse eine genau der Situation angepasste Atmosphäre; unterstützt durch den immer präsenten fantastischen Score von David Lynchs Haus- und Hofkomponisten Angelo Badalamenti sowie einem abwechslungsreichen Soundtrack.
Die Spielelemente, die nicht selten für Zeitdruck oder Adrenalinschübe beim Spieler sorgen, sind sehr ungewöhnlich für ein Adventure. Es gibt natürlich auch genug „ruhige“ Passagen, in denen man ganz Hektik z.B. einen Tatort gründlich untersuchen kann. Besonders positiv gefällt mir das Dialogsystem. Nicht gelangweiltes Durchklicken, sondern sich in einer begrenzten Zeit für eine (mehr oder weniger gute) Antwort entscheiden zu müssen fördert ganz erheblich die Realitätsnähe und die Spannung. Ähnliches gilt es für die Actionszenen zu sagen. Die (oft) matrixinspirierten Actionszenen müssen mit einem Reaktionsspielchen vorangetrieben werden, das vollste Aufmerksamkeit vom Spieler fordert und für einen konstant hohen Adrenalinpegel sorgt. Die dadurch erreichte Dramatik und der stete (körperlich spürbare) Spannungslevel im Spiel kommt sehr der Handlung zu Gute.
Man merkt… ich bin recht begeistert von Fahrenheit.
Auf dem Spielemarkt, der schon lange nur noch nach Schema F produziert ist es eine wahre Wohltat zu erleben, wie Quantic Dream hier ein derartig liebevoll gestaltetes und innovatives Produkt entwickelt hat. Schon bei ihrem ersten Spiel „Nomad Soul“ waren sie ihrer Zeit voraus und bewiesen ein ganz eigenes Flair. Ich hoffe sehr, das Fahrenheit auch bei den Käufern die verdiente Anerkennung bekommt und damit ein neuer Trend in der Spieleindustrie losgetreten wird.
Ich selber war sehr skeptisch und konnte mir wenig unter Fahrenheit vorstellen, bis ich mir die Zeit nahm und die Demo probierte. Erst die Demo hat mich zu einer Kaufentscheidung bewogen und jetzt wo ich es endlich habe, ist bei mir regelrechte Begeisterung entstanden.
Vielleicht zum Abschluss dieses langen langen Posts einige negative Aspekte:
- Fahrenheit kann schwer einem Genre zugeordnet werden und wird daher sicher nicht jedem gefallen
- Die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig und hat in Verbindung mit der Kamera durchaus einiges Frustpotential (auch wenn ich bisher gut damit klarkomme)
- Angeblich soll die Story zum Ende hin nicht alle Versprechen einhalten können, was ich aber noch nicht beurteilen kann…
- Die Grafik ist gut, aber nicht überragend
Alles in allem aber ein fantastisches Game... also: KAUFEN!! MARSCH MARSCH!!