79.Panzergrenadierregiment

Autor Thema: Heavenly Creatures  (Gelesen 2146 mal)

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Arparso

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Heavenly Creatures
« am: 31. Dezember 2004, 04:23:13 »
Hatte mir heut Abend u.a. den Film "Heavenly Creatures" angeschaut. In der Tat markiert dieser Film im Jahre 1994 einen großen Wendepunkt in Peter Jacksons Karriere als Regisseur, denn er wendete sich nun den blutigen Zombie Slasher Filmen ab und landete auf Anhieb einen internationalen Erfolg mit Oscar-Nominierung. In den Hauptrollen: die damals recht unbekannte Kate Winslet und Melanie Lynskey.

Resultat des Film-Abends war dann, dass ich recht fasziniert vom Thema und Hintergrund von "Heavenly Creatures" war und nach inzwischen leider schon mehrstündigen (*gähn* ... bin müde) I-Net-Recherche die Faszination nicht abgerissen ist. Hier also mal mein Senf zu diesem hervorragenden Film.

Story:
Eigentlich verläuft das Leben in dem kleinen, neuseeländischen Städtchen im Jahre 1954 in ganz geordneten Bahnen. Doch dann kommt ein schreckliches Verbrechen zum Tageslicht: die Leiche einer Frau wird brutal zugerichtet aufgefunden. Die Täter: Pauline Rieper und Juliet Hulme, zwei junge Mädchen, gerade einmal 16 bzw. 15 Jahre alt. Das Mordopfer: Honorah Rieper, Paulines eigene Mutter.

Pauline und Juliet waren beste Freundinnen, zwischen denen sich eine ungeheuer intensive Beziehung entwickelt. Beide Mädchen leben unbeschwert und konstruieren ihre eigene Scheinwelt um sich herum. Doch dann werden sie von der grausamen Realität eingeholt und müssen sich mit Krankheit, Einsamkeit, einem kaputten Elternhaus, alltäglichen Vorurteilen und einem ständigen Kampf um Verständnis und Anerkennung auseinandersetzen. Als beide Mädchen schließlich voneinander getrennt werden sollen, entwerfen sie den entsetzlichen Plan, Paulines Mutter umzubringen, um endlich alle Hindernisse für ihr gemeinsames Glück aus dem Weg zu räumen.

Hintergrund:
Was jetzt wie ein einigermaßen ungewöhnliches Drama klingt, war im Neuseeland von 1954 noch blutige Realität. Der "Parker-Hulme" Fall zählte zu den aufsehenerregendsten Kriminalfällen des Landes und zog die Aufmerksamkeit der gesamten Welt auf sich.

Der Film hält sich zu großen Teilen an die bekannten Fakten, übernimmt Namen, rekonstruiert Bilder und Momentaufnahmen und zitiert sogar Eintragungen aus Paulines Tagebuch Wort für Wort. Obwohl Peter Jackson über ein Jahr allein mit Recherche verbrachte, hat er jedoch nie mit der echten Pauline oder Juliet gesprochen, deren neue Identitäten über 40 Jahre lang geheim geblieben sind.

Beide wurden damals "nach Belieben ihrer Majestät" inhaftiert, da sie für die Todesstrafe noch zu jung waren. Juliet saß 5 Jahre und verließ wenige Tage nach ihrer Freilassung das Land, um zu ihrer Mutter zurückzukehren, die inzwischen neu geheiratet hatte. Sie übernahm den neuen Familiennamen Perry und nannte sich von da an "Anne Perry". Jahre später sollte sie mit ihren Kriminalromanen Millionen von Lesern begeistern. Sie lebt jetzt in Schottland.

Pauline Rieper, bzw. Pauline Parker (ihre Eltern waren nie legal verheiratet, deswegen trug sie während der Verhandlung den Namen ihrer Mutter: Parker) blieb noch einige Jahre in Neuseeland unter dem Namen "Hilary Nathan" und verließ schließlich auch das Land. Sie zog nach England, wo sie bis zu ihrer Pensionierung an einer Sonderschule unterrichtete. Beide Frauen sollen sich seit der Verhandlung nie wieder begegnet sein.

Selbst heutzutage kann die Vorstellung schockieren, dass zwei so junge Mädchen auf äußerst brutale Weise eine ihrer Mütter umbringen konnten - unvorstellbar, welches Aufsehen das in den 50er Jahren erregt haben muss. Dazu kamen die Spekulationen über Homosexualität und Geistesgestörtheit, die maßgeblich zu dem Skandalfall beigetragen haben.

Urteil/Kritik:
Nach dem erstmaligen Anschauen war "Heavenly Creatures" ein sehr intensiver, emotionaler (aber nicht kitschiger) und bildgewaltiger Film, was mich insgesamt von Peter Jackson doch eher überrascht hat. Gerade auch die Sequenzen, wenn Traumwelt und reale Welt verschwimmen, vermitteln einen hervorragenden Eindruck von der Psyche der zwei Mädchen. Generell hat man es bei dem Film mit sehr schönen Charakterbildern insbesondere der Freundinnen zu tun.

Die Story kommt wenig überraschend daher, was jedoch nicht an ihrer Faszination rütteln kann. Im Gegenteil: es ist geradezu wohltuend, mal wieder einen Film zu sehen, der nicht manisch darauf abziehlt, einen überraschenden Schluss zu präsentieren, der am Ende dann eh wieder völlig offensichtlich war. Stattdessen konzentriert sich Peter Jackson eher auf die Charaktere und den kontinuierlichen Fortlauf der Story.

Der Ersteindruck war also erstmal positiv. Nach einiger Recherche im Netz kann ich jetzt sogar sagen, ernsthaft begeistert von dem Film zu sein. Ich war überrascht, wieviel Liebe zum Detail in dem ganzen Projekt steckt ... das reicht von der frappierenden Ähnlichkeit zwischen Film-Charakteren und realen Personen (bis hinein in die Nebenrollen) und erstreckt sich auch auf die fast ausschließliche Verwendung von Originalschauplätzen, Originaleinträgen aus den Tagebüchern und vielen weiteren Details wie z.B. einem eindrucksvollen Klassenfoto, dass ich zuerst auf "dichterische Freiheit des Regisseurs" schieben wollte, was aber nur die Nachbildung der Originalfotografie ist. Lebensgeschichten und Charakterzüge sind auch allesamt der Realität entnommen und es hat mich geradezu erschreckt, wie gespenstisch manche Fotografien wirken können, wenn man den Film gesehen hat. Alleine das unbeschwerte, fröhliche Lächeln von Juliet, als sie aus dem Gericht kommt, ist geradezu gespenstisch und surreal, obwohl es ein echtes Foto von 1954 ist.

Hut ab also, für den enormen Aufwand, der für eine möglichst authentische und doch fantasievolle Umsetzung dieses schockierenden Kriminalfalles betrieben wurde. Außerdem ist sehr erfreulich, dass der Film keineswegs in Kitsch ausartet oder die Charaktere klischeehaft zeichnet. Es wäre ein leichtes gewesen, die Mädchen beschönigend als Opfer ihres Umfelds darzustellen oder als krassen Gegensatz dazu als wahnsinnige Mörderinnen zu verurteilen. So verfährt der Film jedoch gottseidank nicht und liefert uns viele, nüchterne Fakten, verpackt in eine anspruchsvolle Gefühls- und Gedankenwelt, die keineswegs mit einer Tüte PopCorn zu verdauen ist.

Das ist dann vielleicht auch das einzige, große Manko am Film: es fällt einem doch relativ schwer, sich eine Meinung über die Mädchen bilden zu können... denn bei aller Sympathie den zwei krisengebeutelten Freundinnen gegenüber - allein schon die brutale Mordszene zerstört den größten Teil jedweden Mitleids, dass man den zwei Mädchen entgegenbringen könnte. Aber gerade auch dieses Dilemma macht doch die Faszination an dem ganzen Film aus, nicht wahr?

Meine Empfehlung:
Freunde des leichten Kinos kommen garantiert nicht auf ihre Kosten. Wer es anspruchsvoller mag und etwa aus der Ecke "Lynch, Kubrick, etc." kommt, sollte hingegen auf jeden Fall einen Blick riskieren, falls er den Film bisher verpasst hat. Das gleiche gilt natürlich für "Donnie Darko" Fans ;)

Egrimm van Horstmann

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« Antwort #1 am: 31. Dezember 2004, 16:18:20 »
Hast du noch den Link von dem Foto auf dem die Juliet laechelnd zu sehen ist, als sie gerade aus dem Gericht kommt?
Keine Form der Kunst
ist schöner und vielfältiger
als die Kunst des Todes.

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Tod ist
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Arparso

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« Antwort #2 am: 31. Dezember 2004, 16:56:31 »
hier gibts etliche Fotos:
http://www.heavenly-creatures.com/index1.html

Und von dem Foto hatte ich dabei gesprochen... sieht man so aus, wenn man grad in einem Mordfall für schuldig befunden wurde und nun einer unbestimmten Zeit im Gefängnis entgegensieht?
http://www.heavenly-creatures.com/parkerhulmecase_parker_and_hulme_close_up.html