Hat ihn eigentlich jemand inzwischen angeschaut? Ich war letzte Woche in der Originalfassung in 3D
Ich versuch meine Meinung halbwegs spoilerfrei zu halten:
Von der Technik oder den Schauwerten her kann man dem Film keinen Vorwurf machen. Die ganze Art Direction und das Design sind bis in die kleinste Kleinigkeit gelungen. Fast jede Einstellung ist optisch atemberaubend in Szene gesetzt und wird von einem großartigen Score unterstützt. Auch das 3D funktioniert die meiste Zeit über sehr gut. Besonders in relativ kleinen Räumen hat man das Gefühl mit den Schauspielern im selben Raum zu stehen und sie live vor sich zu sehen. Die Schwächen von 3D tauchen nur hin und wieder auf (z.B. wenn ein CGI-Effekt offensichtlich von den Größenverhältnissen/Perspektive nicht zur Landschaft passt, eine Requisite zu deutlich als solche zu erkennen ist oder in Panoramaaufnahmen der "Theaterbühneneffekt" mit 3D-Vordergrund aber flachem Hintergrund auffällt). Alles in allem ist Prometheus bei den Produktionswerten großes Blockbusterkino und grad visuell beeindruckend.
Auch an der Schauspielerriege kann man nicht mäkeln. Das sind durch die Bank fähige Schauspieler.
Leider funktioniert der eigentliche Films für mich trotzdem nicht.
Und das liegt nicht daran, dass er die großen philosophischen Fragen (Woher kommen wir, wer hat uns erschaffen etc.) platt in den Raum wirft ohne sie jemals zu beantworten. Das liegt auch nicht daran, dass ich insgesheim ein "Alienfilm" mit gruseliger Horroratmosphäre (oder zumindest spürbarer Spannung) erwartet habe, der aber natürlich nie kommt.
Mein Hauptproblem kann man auf ein Punkt zusammenkürzen: "Bad writing".
Das fängt beim "Pacing" an. Der Film fühlt sich stellenweise wie eine Aneinanderreihung von nicht zusammenhängenden Szenen an. Er schafft dabei nie eine konsistente Atmosphäre oder Spannungsbogen aufzubauen. Stattdessen springt er wild zwischen Szenen hin und her (frei nach dem Motto: für Spannungsbau haben wir jetzt keine Zeit, und nun müssen wir noch eine Alienreferenz einbauen, und jetzt ist es Zeit für die Sexszene, jetzt kommt die heroische Heldentat, nun brauchen wir wieder eine Explosion, jetzt ist es Zeit schnell noch einen pseudophilosophischen Dialog zwischen zu quetschen, halt wir brauchen noch eine "schockierende" Gore-Szene). An unwichtigen Stellen hängt er sich viel zu lange auf und an den für die Stimmung und angesprochenen Themen wichtigen Stellen (die der Film offensichtlich auch transportieren möchte) ist dann plötzlich keine Zeit mehr. Dann wirkt er gehetzt und platt.
Das zweite Problem sind die Dialoge und damit auch die Charakterisierung. Die große Ausnahme ist der Robotor David (genial gespielt von Michael Fassbender). Er trägt quasi den ganzen Film alleine auf seinen Schultern. Alle anderen Charaktere sind durch die Bank weg eindimensionale Abziehbilder, die sich zudem immer grad so verhalten, wie es für die Story in dem Moment notwendig ist. Man bekommt keinen Zugang zu irgendeinem der Figuren, selbst zum "Ripley-Ersatz" (gespielt von Naomi Rapace) nicht. Da is niemand dabei, mit dem man mitfühlen würde. Am besten funktionierte für mich neben David noch die undurchsichtige Konzernangestellte (gespielt von Charlize Theron) weil sie allein durch ihre Gestik und Mimik die Frage auf den Plan ruft, ob David wirklich der einzige Roboter an Bord ist. Natürlich is der Film auch so platt die Frage direkt auszusprechen. Ihre Charakterisierung bleibt aber wenigstens konsistent und deutet später halbwegs subtil grundlegendere Konflikte an. Den Schauspielern mag ich die Schwächen nicht ankreiden, da sie bei dem Drehbuch keine Chance hatten.
Das dritte große Problem sind die Plotholes. Die sind so groß, dass man sie einfach nicht ignorieren kann. Das fängt bei den Wissenschaftlern an, die sich in jeder einzelnen Minute wie die dümmsten Teenager in Horrorfilmen verhalten. Leider sind auch unzählige Stellen dabei, die selbst innerhalb der Logik des Films keinen Sinn machen und nur zu existieren scheinen, weil man sonst nicht zu gewünschten nächsten Explosion/Horror/Dialogszene hätte überleiten können. Aus Spoilergründen vermeide ich mal genauere Beispiele. Die Stammtischphilosophie deren Themen / Fragen bestenfalls platt in den Raum gestellt aber nie diskutiert werden (man merke: ich kritisiere hier nicht fehlende Antworten) tut ein übriges, den Film zwischen all den Alienreferenzen und Explosionen wie ein Flickenteppich wirken zu lassen.
Am Ende bleiben großartige Schauwerte, eine tolle Performance von Michael Fassbender und ein Film der gerne tiefgründiger sein möchte, als er ist und der nicht über sein schlechtes Drehbuch hinwegtäuschen kann. Es hätte ihm vielleicht geholfen, wenn man ihn nicht krampfhaft ins Alienuniversum eingebaut hätte. Dann wäre zumindest mehr Zeit gewesen die angerissenen philosophischen Fragen zu verfolgen. Das Drehbuch versaut hier das nicht zu verleugnende Potential...