Um mal wieder was zu empfehlen. Diesmal auch nix Asiatisches
Versprochen!
Bin zufällig auf die Fernsehserie gestoßen, die in Amerika grad ihre zweite Staffel beendet hat (die dritte ist bereits in Produktion). Treme läuft in Amerika auf dem PayTV-Sender
HBO, der bekannt ist für erstklassige Dramaserien (z.B. "The Sopranos", "Boardwalk Empire", "Deadwood" oder "Game Of Thrones"). Ebenfalls bei HBO lief "
The Wire", die öfter von Kritikern als beste Fernsehserie aller Zeiten gefeiert wird. Treme ist vom selben Team rund um
David Simon und hat teilweise ähnliche Stärken wie schon "The Wire". Gleichzeitig ist sie genauso gewöhnungsbedürftig. Aber worum gehts eigentlich?
Die Serie spielt drei Monate nach Hurrikan Katrina und handelt davon wie die Bewohner der Stadt, unter anderem Musiker, Köche und Mardi Gras Indians, versuchen New Orleans, ihre Leben und ihre Kultur nach dem Hurrikan 2005 wieder aufzubauen.
Es gibt einige vertraute Gesichter vor der Kamera. Wer "The Wire" kennt, wird sofort
Wendell Pierce und
Clarke Peters wiedererkennen. Weitere Schauspieler aus "The Wire" sind im Laufe der Serie als Gaststars zu sehen. Daneben dürften noch am ehesten
John Goodman,
Melissa Leo,
Kim Dickens und
Steve Zahn bekannt sein. Eine besondere Erwähnung wert ist noch die bezaubernde
Lucia Micarelli, eine amerikanische Violinistin, die hier als Straßenmusikerin auch schauspielerisch problemlos mit den "Profis" mithalten kann.
Es ist schwer zu beschreiben, warum die Serie mich so fasziniert (und z.B. Arparso beim Reinschauen unglaublich langweilte). Treme verzichtet gänzlich auf eine klassische Handlung, Dramaturgie oder irgendeine Art von Spannungsaufbau. Stattdessen folgt die Serie verschiedenen "Durchschnittsbürgern" in New Orleans nach der Katastrophe bei ihrem Weg zurück in den Alltag und portraitiert dabei die Stadt, ihr Lebensgefühl und die einzigartige facettenreiche Kultur mit einer unglaublichen Liebe zum Detail. Das Geflecht der Einzelschicksale wird nur lose miteinander verknüpft und ergibt erst bei genauerem Hinsehen übergreifende Themen. Man muss sich entsprechend mit viel Geduld auf die Serie einlassen. Ich kenne New Orleans nicht und bin eigentlich auch kein Fan der Musik. Und trotzdem produziert die Serie schnell eine Sogwirkung. Man fühlt sich in das Leben in der Stadt hineinversetzt und leidet / freut sich mit den Charakteren bei jedem ihrer alltäglichen Erlebnisse. Die zahlreichen Musikszenen versprühen außerdem immer wieder eine unbändige Lebensfreude, der man sich nur schwer verschließen kann und zeigen ganz nebenbei großartige Musiker zusammen mit den Schauspielern in Aktion. Treme ist in Summe eine fasznierende Milieustudie des New Orleans nach dem Hurrikan mit facettenreichen Charakteren und mit einem beeindruckenden Sinn für kleine Details präsentiert.
Unbedingt mal reinschauen!