Hab meinen heutigen Kinobesuch ("Underworld Evolution"
) gleich dazu genutzt, mal bei Saturn vorbeizuschauen und das neue
Ghost Recon: Advanced Warfighter für die Xbox360 mitzunehmen. Hier mal mein Erfahrungsbericht:
Ghost Recon?Wer das Spiel nicht kennen sollte... Ghost Recon startete quasi als Outdoor-Ableger der mehr oder minder erfolgreichen Rainbow Six Taktikshooter auf dem PC, feierte später dann auch achtbare Erfolge in der Konsolenwelt, u.a. auch mit einem Konsolen-only Nachfolger
Ghost Recon 2 plus Addon. Jetzt ist der dritte und neueste Teil erhältlich (zumindest die Xbox360-Version) und es gilt mal wieder, möglichst viele böse Buben möglichst clever und effizient über den Jordan zu schicken. Zur Hand stehen einem dabei drei fröhliche Kameraden sowie ein dickes Waffen-Arsenal, was manchmal auch durch den einen oder anderen zu kommandierenden Schützenpanzer oder Kampfhelikopter ergänzt wird. Ansonsten kämpft man sich wie gewohnt von Deckung zu Deckung, wirft Granaten, gibt Sperrfeuer und beharkt feindliche Fahrzeuge mit Granaten und Raketen.
Ist das aber kompliziert...Der Einstieg ins Spiel gestaltete sich für mich - trotz einiger Erfahrung mit beiden Vorgängern - relativ kompliziert. Die Steuerung hat sich teilweise recht verändert und bietet einige neue Optionen bzw. werden so einige Sachen jetzt einfach anders gemacht... oder gar nicht.
Die Spielfigur - der ihr im übrigen die ganze Zeit über die Schulter guckt - wird per linkem Stick gesteuert, während man mit dem rechten Stick die Kamera dreht bzw. das Fadenkreuz steuert. Der linke Trigger dient zum Zielen (verbessert Trefferwahrscheinlichkeit und gibt leichten Zoom), mit dem rechten Trigger wird geschossen. Mit [A] wird nachgeladen oder der Feuermodus gewechselt (kurz gedrückt halten), [ B] dient zum Waffenwechseln, [X] ändert den Sichtmodus (Nachtsicht ein/aus) und mit [Y] werden bestimmte Aktionen ausgelöst, beispielsweise das Heilen von Kameraden oder Aufheben von feindlichen Waffen, falls mal die Munition ausgehen sollte.
Der linke Button ändert die Verhaltensweise eurer Kameraden zwischen "Aufklärung" und "Sturm" - also ob man eher aggressiv oder eher vorsichtig/schleichend fortbewegt. Eine echte Auswirkung schien das nicht zu haben - die Gegner entdecken mich oder meine Kollegen trotzdem jedes Mal, woraufhin der Modus automatisch auf "Sturm" wechselt.
Der rechte Button dient hingegen zum "Umdrehen", wenn man sich gegen eine Wand gelehnt hat. D.h. anstatt nach links zu gucken und z.B. um die linke Ecke des Autos zu schauen, hinter dem man sich versteckt, kann man nach einem Druck auf den rechten Button nun auch nach rechts gucken (und um die rechte Ecke herum spähen).
Mit dem Analogkreuz hingegen kommandiert man die Leute herum. Mit links/rechts wählt man den Gesprächspartner (meist nur "das Team", manchmal auch Aufklärungsdrohnen, Panzer oder Helikopter) und mit hoch/runter lässt sich ein Befehl erteilen. Normalerweise ist das für's Team ein "Gehe zu" (hoch) und ein "Neu formieren" (runter), welches das Team zum Folgen veranlasst.
Die Steuerung braucht eine kurze Eingewöhnungszeit und insbesondere das "an Deckung lehnen" will manchmal nicht so richtig. Normalerweise läuft man dazu einfach auf eine Wand zu, guckt diese an und drückt dann mit dem linken Stick nach oben - also läuft man buchstäblich gegen die Wand. Jetzt sollte der Spielercharakter sich dagegen lehnen, sodass man nun eine bessere Deckung hat und z.B. um Ecken spähen kann... nur manchmal will er einfach nicht richtig und geht z.B. sofort wieder aus der Deckung raus. Also entweder ich mach da was falsch, oder... naja, Schwamm drüber...
Die Kampagne - Viva la Mexico!Die Singleplayer-Kampagne fängt nun mit einem recht ... hmm ... "gehetz" wirkendem Trainingslevel an. Innerhalb von ca. 5 Minuten werden alle möglichen Übungen durchexerziert und anschließend geht es gleich in den Kampf. Anfänger mögen hier allerdings erstmal recht überfordert sein, da es kaum richtig Gelegenheit gibt, die ganzen Steuerungsmöglichkeiten ausgiebig durchzuprobieren.
Wie dem auch sei - alsbald befindet man sich in einem Black Hawk Hubschrauber über der schönen Stadt Mexico City, die ziemlich beeindruckend in Szene gesetzt wird. Der Flug über die Dächer der Stadt sieht schlichtweg klasse aus und so geht man dann wenigstens motiviert zur Sache, wenn man alleine auf irgendeiner Stadtautobahn abgesetzt wird und einen Kollegen suchen soll, der irgendwo irgendwelche Terroristen/Drogenhändler/Böse Menschen beschattet, die grad irgendein Geschäft abschließen. Natürlich läuft die Sache schief und der Mann wird entdeckt, bevor man überhaupt in seiner Nähe ankommt. Was folgt ist eine mehr oder minder groß angelegte Rettungsaktion, während der gut 2-5 Dutzend Schergen des Bösen erschossen werden wollen. Unterwegs kriegt man dabei auch Verstärkung durch drei Kollegen, so dass man sich nicht ganz so einsam fühlen braucht.
Gerade hat man schließlich den zu Rettenden gefunden, bricht auch schon die Hölle los: ein Putsch in Mexiko bringt die Stadt in den Ausnahmezustand. Scheinbar hat irgendein Sohn eines Generals etwas gegen die aktuelle Regierung, die zur Zeit irgendwelche politischen Gespräche mit anderen Nationen in der Stadt abhält. Über Funk erfahren wir nur, dass der kanadische Premier bereits tot ist und der US-Präsident und sein mexikanischer Kollege im Moment verschollen sind. Als Elite-Spezialeinheit "Ghosts" kriegt natürlich der Spieler den prestige-trächtigen Auftrag zur Rettung des eigenen Staatsoberhaupts... und wo man schon dabei ist, kann man auch noch den mexikanischen Präsidenten "mitretten".
Von da an überlasse ich es mal der Fantasie des Spielers, wie sich die Sache weiterentwickelt... auf jeden Fall dürften so einige Fensterscheiben in Mexiko-Stadt zu Bruch gehen, während sich der Spieler und sein Team durch die engen Straßengassen kämpfen, um das nächste Unheil abzuwenden.
Die Präsentation:Nun, die gibt sich relativ makellos. Butterweiche Animationen, ein (scheinbar) endloses und erstaunlich frei begehbares Stadtgebiet sowie tolle Spezialeffekte und Echtzeitschatten gibt es praktisch überall zu bestaunen. Gerade wenn das Gefecht in vollem Gange ist, der Schützenpanzer ratternd vorbeiholpert, eine Gruppe fieser Aufständischer eure Stellung unter Dauerbeschuss hat und man selbst den Feind mit vielen, vielen MG-Salven in dicke Staubwolken hüllt, kommt man nicht umhin, die spektakuläre und mitreißende Präsentation zu bewundern. Auch Häuser und "Streckenrandobjekte" wie geparkte Autos sind sehr detailliert, teils mit hübschen Spiegeleffekten versehen und interaktiv genug, um Einschusslöcher und andere Beschädigungen zu zeigen. Gerade auch herumstehende Autos entwickeln leicht eine gewisse Eigendynamik, da hier nicht nur die Scheiben und Reifen zerschossen werden können, sondern auch gerne der Tank getroffen wird und die eben noch recht praktische Deckung in einen tödlichen, explodierenden Feuerball verwandelt. Richtig Pech hat natürlich, wer sich hinter einem Tanklaster versteckt, aber so clever sollte man schon sein... dafür gibt dieser ein zünftiges Feuerwerk ab, so dass man wenigstens grafisch entschädigt wird.
Das einzige, was ich persönlich an der Grafik bemängeln würde, sind die manchmal nicht ganz so hoch aufgelösten Texturen. D.h. im Klartext, dass nicht jede Textur eben tatsächlich gestochen scharf aussieht, sondern auch mal etwas verschwommen daherkommt. Allerdings hält sich das alles sehr in Grenzen und stört erst Recht nicht, wenn die Schlacht im Gange ist.
Apropos Schlacht - die Soundkulisse ist natürlich ebenso gut gelungen. Ob vorbeizischende Kugeln, krachende Explosionen (die auch ziemlich schick aussehen) oder das ehrfurchtgebietende Rattern mächtiger Maschinengewehre ... alles klingt genretypisch ausgezeichnet und sorgt für das richtige Mittendrin-Gefühl. Allerdings störten mich - wie beim Vorgänger - die funkspruchtypisch verzerrten Kommentare der eigenen Kameraden. Wenn ich denen sage, sie sollen gefälligst da hinten Stellung beziehen - und die Jungs stehen auch direkt neben mir - dann verwirrt es mich einfach etwas, wenn die trotz der offensichtlichen, geographischen Nähe zueinander trotzdem ihre Funkgeräte benutzen müssen. Es klingt für mich einfach nur irgendwie dämlich... manchmal...
Standard TV:Ich beneide all die glücklichen, die die optische Prach von GR:AWF auf einem dicken HDTV-Gerät genießen können. Ich muss mit einem "normalen" 4:3 Standardfernseher und der daraus resultierenden Auflösung auskommen. Dabei kann ich Entwarnung für alle Mitleidensgenossen geben - das Spiel sieht auch auf einem Standard-TV-Gerät toll aus. Allerdings sind mir ein paar Gameplay-Einschränkungen aufgefallen: z.B. ist die Nutzung der Aufklärungsdrohne etwas mühsam, da die Aufklärungsbilder auf einem kleinen Extra-Schirm dargestellt werden, der in der oberen linken Ecke des HUDs thront. Die gelieferten Bilder sind daher eher klein, schlecht aufgelöst und daher nur bedingt nützlich (es geht so, ist aber auf einem HDTV-Gerät wahrscheinlich deutlich besser aufgehoben). Auch war das Tutorial etwas ... mhh ... doof, weil die zu drückenden Tasten in Form von übermäßig kleinen Symbolen angezeigt wurden und man jetzt erstmal rumrätseln muss, welche Taste gerade gemeint ist. Machbar, aber nervig und vor allem unnötig - da hätte man ruhig größere Symbole nehmen können.
Fazit:Ghost Recon: Advanced Warfighter hält im Wesentlichen, was es verspricht. Geballte Action mit allerlei modernem Kriegsspielzeug in einer Großstadt im Ausnahmezustand. Die Gefechte sind spektakulär, herausfordernd und überaus spaßig. Ist Ghost Recon ein Taktik-Shooter? Nun ja, bedingt. Ein Rambo-Spiel ist es keinesweges, denn unüberlegte Aktionen werden mit dem abrupten Ableben des Spielers und damit Neustart am letzten Checkpoint quittiert. Möchte man also die gezielte Suche und das Ausnutzen von Deckungsmöglichkeiten sowie überlegten Waffeneinsatz sowie nur allzu simples Kommandieren eigener, kleiner Truppen als unleugbares Indiz für einen Taktik-Shooter interpretieren, so möge es denn sein. Die taktischen Möglichkeiten - insbesondere auf das Kommandieren der eigenen Leute bezogen - sind aber denkbar beschränkt... wer also einen "echten", komplexen Taktik-Shooter sucht, der sollte wohl besser zu Operation Flashpoint greifen, wenn er's denn nicht schon hat. Genaugenommen bot selbst der Vorgänger "Ghost Recon 2" mehr taktische Möglichkeiten durch eine größere Auswahl möglicher Kommandos für die Teamkollegen. Hier beschränkt sich alles lediglich auf ein "Gehe dorthin", "Gehe hierhin" sowie "Folge mir"....
Lohnt sich denn nun der Kauf? Ja, mit Sicherheit. Ghost Recon darf sich problemlos als eines der gelungensten Xbox360-Spiele ansehen, nachdem diverse halbherzige Spielekollegen wie "Fifa 06: Road to World Cup" o.ä. ebenfalls erhältlich sind. Wer einen ausgesprochen spaßigen, spektakulären, atmosphärischen und motivierenden Singleplayer-Shooter sucht, darf auf jeden Fall zugreifen, denn da gibt sich das Spiel wahrlich keine Blöße. Die Spieldauer kann ich jetzt allerdings (natürlich) noch nicht einschätzen - hab schließlich heute abend erst angefangen, zu spielen.
Kein Multiplayer?Klar gibts Multiplayer, aber da ich den noch nicht austesten konnte, verkneife ich mir dazu jedes verfrühte Kommentar... laut Packung (und Menü) gibts auf jeden Fall Unterstützung für 4-Player-Splitscreen an einer Konsole.
PS:Übrigens sehr erfreulich: die Ladezeiten sind überraschend kurz (oftmals nur wenige Sekunden) und die Performance bislang sehr stabil ohne störende Ruckler, selbst bei größeren Schusswechseln mit jeder Menge brennender Ruinen und Autowracks (und den daraus resultierenden, aufwendigen Rauch- und Feuereffekten). Wer sich diesbezöglich also noch an das teilweise doch arg ruckelnde "Ghost Recon 2" auf Xbox zurückerinnert, darf beruhigt aufatmen - die Xbox360 wird mit dem neuen Ghost Recon wohl kaum derart in die Knie gehen.