79.Panzergrenadierregiment

Autor Thema: Dreamfall  (Gelesen 1786 mal)

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Guthwulf

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Dreamfall
« am: 30. Mai 2006, 07:48:53 »
Ich hatte euch ja kürzlich in einem anderen Thread den Adventureklassiker "The Longest Journey" vorgestellt. Hier in diesem Thread soll es nun um den vor wenigen Tagen erschienen Nachfolger "Dreamfall" gehen. Wie immer mit einigen selbstgemachten Screenshots aus dem Anfang des Spiels.



Was schon im Hauptmenü auffällt, ist der pompöse Soundtrack, der perfekt zum Setting passt und zudem auch jedem Hollywoodblockbuster gut zu Gesicht stehen würde. Dieser positive Eindruck von der Musik hat sich bisher auch im Spiel immer wieder bestätigt. Zusammen mit der lebendigen Soundkulisse und der sehr guten deutschen Synchronisation gibts auf der Seite nix zu mäkeln. Toll, dass man auf Wunsch sogar die englische Sprachausgabe aktivieren kann. Ebenfalls sofort fällt die Grafik auf. Diesmal alles in 3D und frei dreh- und zoombar. :D Und was soll ich sagen? Sicher ist es kein Oblivion, aber für ein Adventure einfach nur toll. Das detailverliebte Design der Welt, das schon "The Longest Journey" so faszinierend machte, findet sich auch in "Dreamfall" bereits bei den ersten Schritten in der Spielwelt wieder. Die Animationen könnte manchmal besser sein und auch einige Frisuren sehen etwas komisch aus. Aber immerhin zeigt Dreamfall auch, dass 3D-Engines inzwischen prima geeignet sind, um den Detailreichtum „gemalter Hintergrundbilder“ aus 2D-Engines in die Moderne rüberzuretten. Wenn ich das mit dem inhaltlich sehr guten aber optisch grässlichen Gabriel Knight 3 vergleiche ... ... :D



Im kurzen Prolog steuert man eine aus Teil 1 bekannte Figur in der Vergangenheit (ca. 1930-1940) in einem Kloster in Indien und sieht, wie sie durch ein Portal in die Spiegelwelt verschwindet. Wirkt alles sehr "Indiana Jones like", was auch an der entsprechenden Synchronstimme des Charakters liegen dürfte ;) Danach geht es in die aus "The Longest Journey" bekannte Erde der Zukunft. Man lernt die junge Zoe Castello kennen, die in einem orientalisch angehauchten Viertel namens "Casablanca" in einer Großstadt bei ihrem Dad lebt, nachdem sie ihr Studium der Biotechnologie hingeschmissen hat. Zoe ist ähnlich symphatisch wie April damals in Teil 1 und als Identifikationsfigur ausgezeichnet gewählt.

Habe unmittelbar vor Dreamfall noch einmal The Longest Journey gespielt. Deshalb gibt’s einige Gänsehautmomente schon beim Intro in Indien oder beim Wiedersehen bekannter Locations in Newport. Schön gemacht :) Zoe ist als Identifikationsfigur ähnlich gut gewählt, wie April damals im Vorgänger, auch wenn ich die gewählte Synchronisationsstimme von Angelina Jolie für den Charakter ein wenig gewöhnungsbedürftig finde. Wie auch beim Vorgänger lernt man erstmal das soziale Umfeld kennen, Freunde, Hobbies und die typischen Sorgen einer Heranwachsenden auf der Suche nach einem Ziel im Leben. Schön, dass sich diese Sorgfalt bei der Charakterisierung bisher durchs ganze Spiel zieht. Die Verschwörung wird nett aufgebaut und die Geschichte funktioniert auch in den anderen Handlungsfäden bisher prächtig.  



Die direkte Steuerung des Charakters wie in einem Rollenspiel oder Egoshooter funktioniert bei Dreamfall gut und geht flüssig von der Hand. Dadurch taucht man noch besser in die Welt ein, als wenn man mit der Maus auf einen Punkt auf dem Bildschirm klickt und dem Charakter passiv beim Hinlaufen zuguckt. Ähnliches gilt für das freie Drehen der Kamera. Das die begehbare Spielwelt im Grunde streng linear aufgebaut ist und keine großen Freiheiten abseits der vorgesehenen Pfade lässt ist ok. Schließlich ist das kein Rollenspiel sondern immer noch ein Adventure.

Dreamfall verlangt bei einigen Gelegenheiten sowohl Schleicheinlagen als auch Prügeleinlagen. Das Actionsystem ist dabei simpel ... gerade mal 2 Knöpfe fürs Zuschlagen und einen fürs Blocken. Die Schleich- und Actioneinlagen sind zum Glück damit simpel genug, um das ganze nicht zum Action-Adventure verkommen zu lassen. Sie werden außerdem bisher nur zurückhaltend eingesetzt und bringen viel Dynamik in das Spiel. Ähnlich wie bei Fahrenheit gefällt es mir gut, wenn man solche Mittel einsetzt, um das Erzähltempo und die Spannung gezielt zu steuern. Zeitdruck oder Action als Mittel zum Zweck finde ich bei Adventures durchaus lohnenswert (endlose Kistenschiebereien bspw. eher nicht ;)). Die Rätsel sind bisher eher zurückhaltend und das Inventar wird wenig gebraucht. Ist schon etwas schade, aber es nimmt dem Spiel bisher nicht die Faszination, sondern ermöglicht einen schönen Erzählfluss, ohne das der „Adventurecharakter“ oder die Interaktivität verloren geht.

Fazit (nach dem Ersteindruck):
Ich bin noch nicht durch, aber ich finde, dass man die Stimmung und Atmosphäre, die im Vorgänger aufgebaut wurde, sehr gut ins neue Spielkonzept rübergerettet hat. Dreamfall ist sicher kein klassisches Adventure mehr, aber trotzdem ist es m.E. ein sehr gutes Adventure und bleibt dem Kern eines Adventures (dem Geschichtenerzählen) treu. Ähnlich wie Fahrenheit geht es dabei andere Wege, als die alten 2D Adventures und schiebt die Rätsel etwas in den Hintergrund. Im Moment bin ich (wie auch bei Fahrenheit) von der Umsetzung begeistert. Mal abwarten, wie das nach dem Ende des Spiels aussieht :D Insgesamt würde ich es bisher durchaus in meine persönliche Lieblingsliste mit Adventures aufnehmen (wo neben dem Vorgänger auch Spiele wie bspw. Monkey Island, Indiana Jones, Baphomets Fluch, Black Mirror, Blade Runner oder Fahrenheit stehen).

Die nett gestaltete kleine Pappschachtel im Prägedruck und zum Ausklappen macht übrigens auch im Regal was her :)