Tja... eines steht fest: Für die CDU/CSU war das gestern kein glücklicher Tag. Das Endergebnis liegt weit unter den Erwartungen und Prognosen, eine schwarz-gelbe Mehrheit gibt es nicht, stattdessen nur das drittschlechteste Ergebnis der CDU/CSU. Dazu kommen gigantische Stimmverluste in der ehemaligen CSU Hochburg Bayern. Auch im bundesweiten Schnitt sieht's eher traurig aus: In nur 4 der 16 Bundesländer konnte die CDU sich gegenüber der SPD behaupten (u.a. natürlich Bayern und Baden-Württemberg). Ein schwarzer Tag für die schwarze Partei?
Die SPD hat indes allen Grund sich zu freuen, angesichts der spektakulären Aufholjagd seit Anbeginn des Wahlkampfes. Zwar reicht es nicht zur stärksten Fraktion und damit zur Regierungsbildung (dafür fehlen 2-4 Sitze), aber der große Konkurrent kann seine Regierungspläne ebenso nicht wie geplant umsetzen. Unterdessen scheint unser (Noch-)Kanzler Schröder an mittelschwerem Realitätsverlust zu leiden, wenn er die Wahl als klaren Regierungsauftrag an seine Partei sieht. Wo bitte lebt der Mann? Auf welche Zahlen stützt sich denn diese Aussage?
Tja, und während sich die Grünen schon voller Vorfreude auf eine Stellung in der Opposition einstellen, feiert die FDP ihren Pyrrhussieg: sie war zwar der eigentliche Gewinner der Wahl, konnte aber dank des schlechten Abschneidens der CDU/CSU nicht das erhoffte Ziel der schwarz-gelben Regierung erreichen, wodurch jetzt wieder alles offen ist. Gewonnen und doch verloren...
Eigentlich erinnert das alles an eine große Schmierenkomödie: Wir haben zwei, die gerne Kanzler wären; zwei große Parteien, die sich trotz ihres schlechten Abschneidens kompromißlos als Sieger bezeichnen; die Ökopartei, die fast schon erleichtert angesichts ihres Regierungsabtritts wirkt und die Liberalen, die normalerweise Grund zum Jubel hätten, wenn nicht alles andere in die Hose gegangen wäre. Und irgendwo im Hintergrund stehen Oskar und Gregor und freuen sich schon drauf, endlich wieder "NEIN" im Bundestag sagen zu können - egal, worum es geht.
Ich persönlich begrüße eigentlich die Stärkung der "kleinen" Parteien und hoffe, dass sich dieser Trend in Zukunft fortsetzen wird. Deutschland kann etwas mehr Abwechslung nicht schaden. Damit entfernen wir uns etwas von der Dualität der zwei großen Parteien, wie wir sie noch viel stärker auch in den USA haben. Einzig und allein auf die Linkspartei könnte ich gut und gerne verzichten.